
Trailbikes stellen die absoluten Alleskönner unter den Mountainbikes dar. Doch welches Modell kann nicht nur alles, sondern alles am besten? Wir haben acht der besten derzeit erhältlichen Trailbikes in unserem großen Vergleichstest gegeneinander antreten lassen!
Als in den 1970ern die Idee von Mountainbikes im kalifornischen Marin County geboren wurde, hatten die Schöpfer rund um Tom Ritchey, Mike Sinyard und Gary Fisher viele Probleme zu lösen. Wie bekommt man mehr als einen Gang an das neuartige Sportgerät? Wie kann man verhindern, dass nach jeder Fahrt die Hinterradnabe neu geschmiert werden muss? Und überhaupt: Wie bekommt man die wuchtigen Mountainbikes überhaupt nach oben auf den Berg?
Trailbikes stellen die absoluten Alleskönner unter den Mountainbikes dar. Doch welches Modell kann nicht nur alles, sondern alles am besten?
Inzwischen sind viele der Probleme gelöst. Neu hinzugekommen ist hingegen eine Diskussion über die passende Kategorisierung der geliebten Sportgeräte: Vom leichtgewichtigen Cross Country Race-Hardtail mit flexenden Sitzstreben für mehr Komfort über pfeilschnelle 29″-Downhiller bis hin zu Fat Bikes für Expeditionen in der Arktis gibt es mittlerweile für gefühlt alle Fahrertypen, Untergründe, Könnerstufen und aktuellen Mondkonstellationen das angeblich perfekte Modell. Wer soll da bitte noch den Überblick behalten? Etwas simpler geht es bei der Kategorie der Trailbikes zur Sache: Diese stellen nach wie vor die absoluten Allrounder dar, mit denen es sich problemlos aus eigener Kraft bergauf pedalieren lässt, ohne dass man bergab Abstriche machen muss. Zwar hat das erste Specialized Stumpjumper abgesehen davon, dass es einen Rahmen, einen Sattel, einen Lenker und zwei Laufräder hat, praktisch keine Gemeinsamkeiten mit dem aktuellen Stumpjumper inklusive Vario-Sattelstütze, 1×12-Antrieb, vollgefedertem Carbon-Rahmen und integriertem Kofferraum im Unterrohr. Doch es ist durchaus möglich, dass moderne Trailbikes ziemlich genau der damaligen Vision der ersten Mountainbike-Pioniere entsprechen.

8 Trailbikes im Vergleichstest
Für unseren großen Vergleichstest haben wir acht der populärsten Trailbikes gegeneinander antreten lassen. Die Preisspanne reicht dabei von 3.499 € bis 5.699 € – die getesteten Modelle gehören also zum mittel- bis hochpreisigen Segment. Waren bei unserem letzten großen Trailbike-Vergleichstest vor gut zwei Jahren noch Modelle mit den kleineren 27,5″-Laufrädern in der Überzahl, hat sich mittlerweile 29″ als Laufradgröße im Trailbike-Segment fest etabliert: Sechs der acht Trailbikes setzen auf die großen Laufräder. Einig sind sich die Hersteller hingegen beim Rahmenmaterial: Alle acht Trailbikes haben einen Rahmen aus Carbon – ebenso sind alle Modelle in unserem Vergleichstest mit Federelementen von RockShox oder Fox, mit Vario-Sattelstützen und mit einem der inzwischen nicht mehr wegzudenkenden 1x-Antriebe ausgestattet.
Das leichteste Bike im Test ist gleichzeitig das, was am wenigsten Federweg bietet: Das Giant Trance Advanced Pro 29 wiegt leichte 12,64 kg, bietet dafür aber auch lediglich 130 mm Federweg vorne und 115 mm am Heck. Zum Vergleich: Das Canyon Spectral CF 9.0 hat satte 160 mm (vorne) bzw. 150 mm (hinten) Federweg, setzt allerdings auf die kleineren Laufräder. Insgesamt reicht die Federweg-Spanne der acht Trailbikes von 130 bis 160 mm an der Front und 115 bis 150 mm am Heck, auch die Geometrien unterscheiden sich teils deutlich voneinander. Beim Blick auf die Übersichts-Tabelle zeigt sich also direkt, dass die verschiedenen Hersteller das Thema Trailbike unterschiedlich interpretieren. Das sorgt für ein spannendes Testfeld.
Laufradgröße | Federweg vorne | Federweg hinten | Gewicht | Preis | |
---|---|---|---|---|---|
Cannondale Habit Carbon 2 | 29" | 130 mm | 130 mm | 13,68 kg | 4.999 € |
Canyon Spectral CF 9.0 | 27,5" | 160 mm | 150 mm | 13,24 kg | 3.999 € |
Cube Stereo 140 HPC TM | 27,5" | 150 mm | 140 mm | 13,16 kg | 3.499 € |
Giant Trance Advanced Pro 29 | 29" | 130 mm | 115 mm | 12,64 kg | 4.799 € |
Scott Genius 910 | 29" | 150 mm | 150 mm | 13,28 kg | 5.299 € |
Specialized Stumpjumper 29 Expert | 29" | 150 mm | 140 mm | 12,86 kg | 5.699 € |
Transition Smuggler Carbon GX | 29" | 140 mm | 120 mm | 13,40 kg | 5.299 € |
YT Jeffsy 29 CF Pro Race | 29" | 150 mm | 150 mm | 13,58 kg | 5.299 € |
Was macht ein gutes Trailbike aus?
Jeder Hersteller interpretiert das Thema Trailbike auf eine eigene Art und Weise, doch der gemeinsame Nenner bleibt: Trailbikes sollen als Alleskönner in nahezu jeder Situation eine gute Figur abgeben und mächtig Spaß machen. Bergauf aus einer Kraft die Höhenmeter erklettern sollte mit einem Trailbike ebenso wenig ein Problem sein wie es auf der Abfahrt krachen zu lassen, den ein oder anderen Sprung auf dem Flowtrail im Nachbarort mitzunehmen oder eine ausgedehnte Tour mit hohem Singletrail-Anteil zu fahren. Auch für den ein oder anderen Ausflug in den Bike Park sind moderne Trailbikes geeignet, sofern man nicht die wildesten Linien nimmt und die Bikes entsprechend haltbare Ausstattungen haben.
Für gewöhnlich haben aktuelle Trailbikes etwa 130 bis 150 mm Federweg, eine ausgewogene, nicht zu extreme Geometrie und Anbauteile, die den schwierigen Spagat zwischen geringem Gewicht und guter Haltbarkeit schaffen sollen. 1×12-Antriebe haben sich ebenso flächendeckend durchgesetzt wie Vario-Sattelstützen, das Federelement der Wahl ist in nahezu allen Fällen Luft. Der Trend bei der Laufradgröße geht bei den Trailbikes klar zu 29″, wenngleich es auch nach wie vor noch Modelle mit 27,5″-Laufrädern gibt.


Die Trailbikes in unserem Vergleich unterscheiden sich gerade hinsichtlich ihres Charakters teils deutlich voneinander und sprechen damit unterschiedliche persönliche Präferenzen an.
Anders als bei Enduro-Bikes oder Freeridern steht bei Trailbikes nicht (nur) die Bergab-Performance im Vordergrund: Die Allrounder sollen auch bergauf eine gute Figur machen. Außerdem werden Trailbikes häufig auch auf eher gemäßigteren Strecken, Hometrails und Flowtrails bewegt. Ein Fahrrad mit mehr Federweg und einer abfahrtslastigeren Geometrie vermittelt zwar mehr Sicherheit und ist auf ruppigeren Strecken zwar das schnellere Bike. Nicht selten ist ein Trailbike aber die spaßigere Variante. Letztlich ist die Wahl, ob man sich nun auf einer bestimmten Strecke für das eher agile, verspielte und mehr Feedback vermittelnde Trailbike oder für das langhubigere, potentere und Sicherheit vermittelnde Enduro entscheidet, auch persönliche Präferenz.
Auch bei der Geometrie muss dem jeweiligen Hersteller des Trailbikes ein guter Kompromiss gelingen. So sorgen für gewöhnlich kurze Kettenstreben für ein verspieltes Handling, was beim Trailbike gewünscht ist. Andererseits können kurze Kettenstreben in Kombination mit einem flachen Lenkwinkel auch dazu führen, dass die Front des Rades in einem technischen Anstieg in die Höhe schießt und man die Kontrolle verliert. Ähnlich verhält es sich mit dem Reach und dem Lenkwinkel: Einerseits soll das Rad Laufruhe vermitteln und dem Fahrer ausreichend Platz bieten, andererseits soll es sich nicht nach einem Monster Truck mit einem unterdimensionierten Fahrwerk anfühlen. So lässt sich die Liste praktisch beliebig fortführen – es ist nicht der eine Aspekt, der aus einem Trailbike ein ganz besonders Gutes macht, sondern das gelungene Zusammenspiel aus einer Vielzahl von Elementen. Um einen Teil unseres Testergebnisses vorwegzunehmen: Die Trailbikes in unserem Vergleich unterscheiden sich gerade hinsichtlich ihres Charakters teils deutlich voneinander und sprechen damit unterschiedliche persönliche Präferenzen an. Totalausfälle gab es keine – insgesamt haben alle acht Kandidaten in unserem Test sehr überzeugen können. Trotzdem hatte unsere Testcrew am Ende des Tests auf den anspruchsvollen Strecken im spanischen Aínsa, das schon mehrfach Austragungsort der Enduro World Series war, einige klare Favoriten.




Auf den Punkt gebracht
Fassen wir den Einsatzbereich und die Anforderungen an die acht Trailbikes in unserem Vergleichstest noch einmal zusammen:
Die Einsatzbereiche
- Trail Die Bezeichnung der Kategorie suggeriert es bereits – Trailbikes sind für Trails gemacht! Im Vergleich zum Bike Park oder zu Enduro-Rennstrecken sind Hometrails für gewöhnlich etwas flacher und sanftmütiger, auch bergauf geht praktisch immer aus eigener Kraft. Trailbikes sollten nicht nur dann glänzen, wenn das Gefälle bei mindestens 40 % liegt, sondern auch auf flowigen Strecken und knackigen Gegenanstiegen voll in ihrem Element sein.
- Enduro Die Grenzen zwischen Trail und Enduro sind fließend und oft werden Enduro-Rennen nicht auf der härtesten und steilsten Stage, sondern auf den flachen, tretintensiven Passagen entschieden. Trailbikes bieten einen kleineren Grenzbereich als Räder mit mehr Federweg, beschleunigen dafür aber auch besser und lassen sich schneller um flache Kurven zirkeln. Je nach Streckenbeschaffenheit sind potente Trailbikes für typische Enduro-Rennen im deutschen Mittelgebirge oft keine allzu schlechte Wahl.
- Bike Park Mit dem Trailbike in den Bike Park? Das war vor einigen Jahren noch undenkbar, doch mittlerweile sind viele Trailbikes (und leider auch viele Bike Parks) an einem Punkt angelangt, wo das durchaus möglich und spaßig ist. Gerade die langhubigeren Modelle in unserem Vergleichstest sind für den ein oder anderen Bike Park-Ausflug geeignet, solange man nicht von morgens bis abends auf der härtesten Downhill-Strecke hämmern will. Besonders wichtig für solche Tage sind neben gut trainierten Unterarmen natürlich auch solide Ausstattungen.

Das sollte ein Trailbike können
- Allround-Fähigkeiten Trailbikes sind die absoluten Alleskönner und sollen einen möglichst breiten Einsatzbereich abdecken. Für lange, ausgedehnte Touren sollte ein Trailbike idealerweise genauso geeignet sein wie für Ausflüge in ruppiges Gelände mit vielen Tiefenmetern.
- Fahrspaß Die meisten unter uns sind vor allem auf den Spaß am Radfahren aus. Im Vergleich zu einem Enduro bietet ein Trailbike weniger Reserven, wenn die Geschwindigkeiten steigen und die Trails anspruchsvoller werden. Statt der maximalen Geschwindigkeit steht bei einem Trailbike der Fahrspaß im Vordergrund.
- Komfort und Sicherheit Ein Trailbike sollte bergab ein spritziges und verspieltes Handling bieten, trotzdem aber komfortabel sein und möglichst viel Sicherheit vermitteln.
- Haltbarkeit Weil bei den Allroundern neben der Agilität auch die Uphill-Fähigkeiten wichtig sind, sollten Trailbikes mit einem geringen Gewicht überzeugen. Das darf jedoch nicht zu lasten der Haltbarkeit gehen: Pannenanfällige Reifen, unterdimensionierte Bremsen und andere Anbauteile, die zwar auf der Waage, nicht jedoch in der Praxis glänzen, sind auch an einem Trailbike fehl am Platz.
So haben wir getestet
Für unseren Trailbike-Vergleichstest sind wir nach Aínsa/Spanien gereist, um die 8 Modelle auf den Trails zu testen, die bereits die schnellsten Fahrer der Welt in der Enduro World Series unter die Stollen genommen haben. Der Ort am Fuße der Pyrenäen ist umgeben von traumhaften Trails, die alles bieten, was das Mountainbiker-Herz begehrt. Die Strecken in Aínsa reichen von flowig-schnell über technisch und steil bis hin zu knallhart und felsig – ideale Testbedingungen also, zumal die Strecken teils sehr lang und immer wieder mit technischen Gegenanstiegen durchzogen sind. Alle Trailbikes im Testfeld wurden von mehreren Testern auf denselben Strecken gefahren, um Eindrücke im direkten Vergleich zu sammeln. Abgesehen von kleineren individuellen Anpassungen wie der Lenkerhöhe, der Position der Bremsgriffe und natürlich dem Fahrwerks-Setup sind die acht Trailbikes gegenüber ihrer Serienausstattung zunächst unverändert geblieben. Anpassungen, die wir im Testverlauf vornehmen mussten, sind im jeweiligen Einzelartikel vermerkt.



Alle Infos zum bevorstehenden Trailbike-Vergleichstest
Im Laufe der nächsten Tage werden die acht Kandidaten in Einzeltests ausführlich vorgestellt und individuell bewertet. Zum Schluss fassen wir die Ergebnisse zusammen und sprechen Empfehlungen zu Einsatzbereichen und Könnerstufen aus: Welches Modell ist der beste Allrounder? Wie schlagen sich die Modelle im direkten Vergleich? Welcher Kandidat rockt die Bergab-Wertung? Und welches Trailbike bietet die beste Leistung fürs Geld?

Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Trailbike-Vergleichstest 2019:
Der Beitrag 8 Alleskönner im Vergleichstest: Das beste Trailbike des Jahres erschien zuerst auf MTB-News.de.