
Wie ihr vermutlich bereits mitbekommen habt, mussten wir dieses Jahr bislang vergeblich auf den Start der Downhill World Cup-Saison warten. Diese außergewöhnliche Situation ermöglicht es den Fahrern, ihren Sommer auch mal etwas anders angehen zu lassen als in den vorherigen Jahren. So hat auch die deutsche Ausnahme-Fahrerin Nina Hoffmann die World Cup-freie Zeit genutzt, um, wer hätte es anders erwartet, jede Menge Downhill in verschiedensten Bikeparks Europas zu fahren. In diesem Reisebericht nimmt sie uns mit auf ihren Roadtrip 2020.
Hallo Leute! Ich melde mich zurück und wollte von meinem dreiwöchigen Roadtrip durch die Alpen berichten. Ich habe verschiedenste Bikeparks besucht, bin ohne Ende Downhill gefahren und habe die neuen Schwalbe-Reifen getestet. Wer also ein paar Racer-Insides erfahren möchte – Go and Read!
Wo fangen wir am besten an? Vielleicht mit einer groben Skizze unserer Route. Oder besser erst einmal die Crew: Das sind Max Hartenstern, sein Mechaniker Kevin Engelhofer und ich eben. Gestartet sind Max und ich und über Leogang, Serfaus und Livigno, darauf folgte ein kurzer Stopp in Zürich. Von dort ging es schließlich nach Morzine. Hier stand Kevin uns mit seiner zuverlässigen Arbeitskraft zur Verfügung und wir haben die kommenden zwei Wochen gemeinsam in Portes du Soleil verbracht. Auf dem Rückweg ging es für mich noch nach Freiburg und schließlich mit einem kurzen Umweg über Aachen wieder nach Hause, nach Jena. Was habe ich erlebt? Verschiedenste Bikeparks überall in den Alpen, diverse Pumptracks mit einem bösen Sturz. Viel Spaß beim Lesen.

Reisestart und Reifentest in Leogang
Montag, 20.07.2020. Ich starte pünktlich um 8 Uhr den Motor, denn bevor es nach Leogang geht, möchte ich SQlab noch einen Besuch abstatten. Der Firmensitz liegt in München und damit direkt auf dem Weg in die Alpen. Auf dem Plan stehen Büros und Lager anschauen, Sitzknochenvermessung sowie Bike-Fitting mit Druckmessung auf dem Enduro-Bike und dem Crosser. Ich muss zugeben: mein erstes professionelles Bike-Fitting. Und ein paar Kleinigkeiten konnte man an beiden Bikes schon noch verstellen. Besonders bei der Druckmessung haben wir superschnell eventuelle Druckstellen erkannt und die Position geändert. So ein Bike-Fitting kann ich wirklich jedem weiterempfehlen.
Am Nachmittag nehme ich das letzte Stück Autobahn bis nach Leogang in Angriff und komme passend zum Abendbrot im Hotel an. Die nächsten drei Tage heißt es dann Filmen mit Schwalbe. Es wird neue Reifen und Karkassen (Die neuen Schwalbe Super-Karkassen, Anm. d. Red.) geben und dafür produzieren wir Film-Material. Und natürlich testen wir auf der WM-Strecke diesen Jahres das Material auch direkt auf Herz und Nieren. Der neue Big Betty-Reifen ist wirklich eine Waffe in punkto Bremsverzögerung, im direkten Vergleich zum Magic Mary kann ich viel später und kontrollierter vor Kurven anbremsen. Ich fahre den Reifen jetzt seit Ende Februar und bin ihn mittlerweile in so ziemlich allen Bedingungen gefahren.
Fazit: Bei Trockenheit und leichter Feuchtigkeit wird das mein Hinterradreifen der Wahl sein. Kommt viel Schlamm oder auch tiefer Staub dazu, gehe ich zurück zum Magic Mary. Seine Stollen graben sich dann einfach besser in den Boden und das Profil reinigt sich schneller. Auch am Vorderrad bleibe ich beim Magic Mary, er gibt mir letztlich mehr Grip und Vertrauen in Kurven am Vorderrad. Hier in Leogang spielt aber auch die Gummimischung eine wichtige Rolle. Ein softer Reifen rollt um ein Vielfaches besser als ein Ultrasofter, hat aber etwas weniger Grip. Bei den jetzigen Außentemperaturen (30°+ und Sonne pur) habe ich herausgefunden, dass ein softer Reifen perfekt ist. Durch die Wärme wird die Gummimischung weich genug für ordentlich Grip und der Rollwiderstand ist viel geringer. Eine interessante Erkenntnis, nicht nur für Leogang.
Am Ende unseres Tests sieht danach aus, dass ich zur WM in Leogang die Kombination aus Magic Mary vorn und Big Betty hinten fahren werde. Je nach Wetter wähle ich dann zwischen soft oder ultrasoft. Was die Karkasse angeht, setze ich auf Super Gravity vorn und Super Downhill hinten. Grund: Ich habe keine Probleme mit Durchschlägen und Dämpfung am Vorderrad. Daher spare ich mir etwas Gewicht und nehme die leichtere Karkasse.
Campinglife in Serfaus und Livigno und noch mehr Reifentests
Ab jetzt sind Max und ich auf uns allein gestellt. Vorbei ist das Luxus-Leben mit 4-Sterne-Hotel und Drei-Gänge-Menü zum Abendbrot, ab jetzt wird kalt geduscht und es gibt Nudeln mit Pesto zum Essen. Wir wollen in den nächsten drei bis vier Tagen Richtung Morzine fahren und diskutieren über die Zwischenstopps.
Brandnertal wäre eigentlich cool, aber morgen soll es regnen. Und Brandnertal im Regen – das hatte ich 2x zu den European Cups – nein danke, nicht freiwillig. Also entscheiden wir uns für Serfaus. Für einen Tag ist das ein echt spaßiger Park. Der Wetterbericht hält leider sein Versprechen und es regnet die ganze Nacht. Gegen 10 Uhr klart es allerdings etwas auf und es bleibt zumindest von oben trocken. Max und ich schwingen uns auf die Räder und düsen eine Abfahrt nach der anderen. Wir haben uns heute auf den Plan geschrieben, Magic Mary und Big Betty noch einmal direkt miteinander zu vergleichen, vor allem bezüglich Rollwiderstand.
Dazu legen wir mit Freelap ein knapp eine Minute langes Segment und los geht’s. Drei Läufe Magic Mary, drei Big Betty, dann noch einmal Magic Mary und noch einmal Big Betty. Fazit: Big Betty rollt besser, wenn auch nur minimal. Am Ende waren wir beide je zirka eine halbe Sekunde auf etwa 55 Sekunden schneller. Keine Welt, aber im Rennen die entscheidenden Zehntel. Zusätzlich merkt man abermals, wie der Big Betty sich kontrollierter und sicherer vor Kurven anbremsen lässt und nicht so schnell rutscht wie der Magic Mary. Ich konnte beispielweise mit dem Big Betty plötzlich diverse Kurven nicht mehr anflicken, sondern bin sie sauber und rund ausgefahren. Für alle, die noch nie in Serfaus waren: Der Boden ist meist hart und verdichtet. Durch den Regen war es schmierig, aber nicht wirklich schlammig. Perfekte Bedingungen für den Big Betty-Reifen.
Noch am selben Abend fahren wir weiter nach Livigno. Ich war noch nie dort fahren und habe bislang nur Gutes gehört, deswegen möchte ich das unbedingt auschecken. Der kommende Samstag steht jetzt allerdings voll im Sinne der Erholung. Wir sind beide platt von den letzten Tagen und brauchen mal eine Pause. Und unsere Bikes sehnen sich nach Liebe. Wir campen auf dem Berg in der Nähe des Mottolino Lifts, was zwar eine kalte Nacht, dafür aber eine mega Aussicht am nächsten Morgen zur Folge hat.
Gemütliches Frühstück, ein Runde bummeln in der Stadt und lecker italienische Pizza essen. Am Nachmittag nehme ich das komplette Bike auseinander. Alles säubern, frisch fetten, Bremsbeläge wechseln und schon läuft der Schlitten wieder. Schließlich geh ich noch ein Mini-Ründchen pedalieren und mache etwas Mobility inkl. Theraband-Übungen für meine Schulter. Die freut sich nämlich auch hin und wieder über etwas Pflege.
Am Sonntag sitzen wir erneut auf den Downhill-Rädern. Einfach nur fahren und Spaß haben ist heute das Motto. Max und ich kennen die Strecken zu wenig, um richtig zu heizen und wollen lieber verschiedene Sachen fahren. Ein paar schnelle Italiener sind vor Ort und zeigen uns ein paar gute Sektionen. Leider fahren wir erst gegen Ende einige richtig gute wurzelige und steile Trails. Die Bikepark-Strecken mit Anliegern und Co. machen mir nämlich immer nicht so viel Spaß. Aber zum Glück ist Livigno ein extrem vielfältiger und großer Bikepark. Dort kommt jeder auf seine Kosten und man kann sich locker zwei bis drei Tage beschäftigen. Wir müssen aber weiter, wollen morgen Abend schon in Morzine sein und fahren deshalb heute noch bis Zürich. Warum bis Zürich? Naja, das liegt auf dem Weg und ich habe mega Bock auf Pumptrack fahren.
Über den Pumptrack Zürich ab nach Morzine
Also wird das Jackal am nächsten Morgen rausgekramt und ab auf die Bahn. Ich brauche ein bisschen, bis ich alle Doubles springe – sie sind doch nicht so klein und zugegeben etwas schwer zu springen. Wir sind verwöhnt vom perfekt gebauten Pumptrack in Leogang, der uns letzte Woche drei Stunden gefesselt hat. Nachdem die Jumpline sitzt, reizt mich natürlich die BMX-Bahn und der große Double darin. Max ist sich sicher, ich pack das. Also springe ich die zwei Eingangsdoubles ein paar Mal bis ich mich wohlfühle, um danach den Großen zu machen. Der erste Versuch war schon gar nicht so schlecht, aber noch etwas zu kurz. Mehr pushen und richtig abziehen, denke ich mir. Doch ich komme beim zweiten Versuch gar nicht bis zum eigentlichen Double. An den kleinen Wellen vorher drücke ich die Erste etwas zu viel weg, komme nicht sauber in die Landung, verliere das rechte Pedal und mich schießt es wie aus einem Katapult über die nächste Welle – Tschau! Noch in der Luft denke ich mir – scheiße, du hast keinen Rückenpanzer an, das tut gleich richtig weh.
Bam, ich komme auf und kann Luft holen und mich bewegen! Ich atme tief, checke alle Gliedmaßen und freue mich des Todes, dass ich aufstehen kann und mir nichts weh tut. Lediglich mein Ellenbogen ist mega geschwollen, schmerzt aber null. Rücken und Unterarme sind lediglich aufgeschürft. Max, der den Sturz gefilmt hat, ist völlig fertig und betont immer wieder, wie viele Schutzengel ich eben hatte. Direkt neben dem Pumptrack fließt ein kühler Fluss und ich lege kurzerhand meinen ganzen Körper hinein, um den Schwellungen entgegenzuwirken. Ja, so schnell kann‘s gehen. Der Sturz hat uns mal wieder die Augen geöffnet und gezeigt, wie gefährlich diese kleinen Asphalt-Hügel selbst für uns Profis sein können.
Nina Hoffmanns Pumptrack-Sturz von Hannes – Mehr Mountainbike-Videos
Nachdem ich mich etwas ausgeruht habe, setzen wir uns in die Autos und fahren Richtung Morzine. Eine wirklich anstrengende Autofahrt. Mein Kopf hat wohl beim Sturz eben das Meiste abbekommen. Jedenfalls brummt er ganz schön und ich bin froh, nach Ankunft erstmal eine Stunde die Augen zu machen zu können. Die nächste Woche darf ich hier bei einer Freundin übernachten und ich bin echt froh, nach dem Crash nicht in meinem engen Bett im Bus schlafen zu müssen. Am Abend stößt Kevin, Max’ Mechaniker, endlich in die Runde dazu. Er ist direkt nach Morzine gekommen und wird sich in den nächsten zwei Wochen um unsere Bikes kümmern. Danke an dieser Stelle schon einmal, dass du auch mein Bike gepflegt hast!
Pleney-Laps all day long
Die kommenden Tage stehen bei mir erstmal im Zeichen der Erholung. Dienstag schnappe ich mir mein SUP und paddel eine Runde über den Lac de Montriond. Am Mittwoch trete ich einmal nach Avoriaz hoch und fahre die blauen Trails bergab. Da sich heut schon alles ganz gut anfühlt, will ich morgen ein paar Abfahrten auf dem Downhill-Rad versuchen.
Gesagt, getan. Sechs lockere Runs auf der Pleney am Donnerstag reichen für den Anfang. Am nächsten Morgen fühle ich mich echt fit, sodass wir den ganzen Tag Downhill fahren gehen. Man schafft an der Pleney in kurzer Zeit sehr viele Abfahrten, kann also effektiv trainieren. Deshalb steht der Vormittag im Sinne des Trainings: Eine Strecke, Linie suchen, durchfahren und zwar schnell. Max fährt mir einmal vor und zeigt mir Linien. Dann wird geheizt bis zum Mittagessen. Am Nachmittag geht’s ein zweites Mal auf die Bikes. Jetzt ist aber einfach nur Spaß haben angesagt. Wir machen noch sechs Runs und fahren vor allem die steilen und loosen Offtracks, für die Morzine sehr bekannt ist. Ein richtig guter Tag auf dem Bike – sozusagen erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Mittlerweile ist schon wieder Samstag und wir gönnen uns eine Pause. Das heißt wir schlafen aus, ich setze mich früh an den Laptop und erledige noch ein paar Dinge für die Uni. Ja, das muss auch ab und an gemacht werden. Am Nachmittag fahren wir eine kleine Enduro-Tour, was sich aber als mehr oder minder als Schnapsidee herausstellt. Bei über 30°C Asphalt hochtreten – es gibt Schöneres. Aber dafür haben wir die Beine bewegt und wenigstens etwas Sport gemacht. Am Abend wollen wir grillen und spontan lädt Marshy zu sich nach Hause ein. Auch Greg Minnaar ist dort und später stößt Peaty dazu.
Und natürlich kommen wir dann nicht an dem ein oder anderen Bier in der Stadt vorbei. Das hat zur Folge, dass ich mich am nächsten Morgen um 9 Uhr noch nicht wieder richtig fähig zum Mountainbiken fühle. Aber nicht so schlimm, an seinem Geburtstag darf auch mal etwas entspannen, oder? Elena, die Freundin, bei der ich übernachte, hat Baguette, Croissants und ein kleines Geburtstags-Törtchen geholt. Mega! Und so brunchen wir fast bis Mittag. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich einen Tag ohne Sport aushalten könnte. Deshalb geht’s am Nachmittag noch auf ein paar Abfahrten in Super Morzine. Leider stoppt mich der eintreffende Regen früher als geplant, vielleicht aber auch besser so, denn hundertprozentig fit bin ich nicht. Zum Ausklang eines perfekten Geburtstages gehen wir abends noch Essen und danach ich falle todmüde in mein Bettchen.
Schweizer Alpen – Morgins und Champery
Die letzte Woche unseres Roadtrips bricht an und jetzt ist es auch mal vorbei mit Sonne pur und gutem Wetter. Es regnet seit gestern. Am Vormittag tut sich aber eine Lücke auf, die Max und ich nutzen, um ein letztes Mal Pleney zu fahren. Die Strecken sind natürlich schön nass. Aber das ist cool, weil man sich plötzlich auf völlig neue Bedingungen einstellen muss. Heute fahren wir nur Mainline – man muss sich ja nicht ständig ans Limit bringen und die Steilstücke fahren, die schon im Trockenen eine Herausforderung sind. Am Nachmittag heißt es für mich Auto packen und wieder zum Camper umfunktionieren. Ab morgen wollen wir in die Schweiz fahren, nach Morgins und Champery. Von beiden Strecken wird ja nur so geschwärmt.
Und Morgins enttäuscht schon mal auf keinen Fall. Das Wetter am heutigen Dienstag lässt zwar zu wünschen übrig – tief hängende Wolken und feiner Nieselregen. Aber das tut unserem Spaß in den megasteilen Anliegerkurven keinen Abbruch. Max hat mit Jerome Caroli einen schnellen Trainingspartner für heute gefunden und die beiden heizen eine Abfahrt nach der anderen auf der blauen Strecke – ja, auch blaue Strecken können mit dem richtigen Speed anspruchsvoll werden. Ich verliebe mich in den roten Track, hier sind die Anlieger besonders hoch. Und so bescheren mir zirka zehn bis elf Abfahrten ein breites Grinsen auf den Lippen. Ich würde ja noch mehr fahren, aber ein paar Körner brauche ich noch für Champery morgen. Und darauf bin ich richtig heiß.
Mittwoch – Champery. Wir kriechen aus unseren Bussen und die Sonne strahlt auf den Berg. Das wird prime heute! Also nichts wie rüber zum Lift und das erste Mal mit der Gondel hoch. Ich komme aus dem Staunen kaum heraus, was für eine geile Landschaft. Die Berge rund um Champery sind einfach der Hammer. Allein das ist schon eine Reise wert. Aber gut, bereiten wir uns seelisch und moralisch auf eine der steilsten Strecken im europäischen Raum vor. Es gibt eine rote und eine schwarze Linie und wir nehmen zum Warmwerden erst einmal den roten Track. Aber auch der ist schon echt steil und der Grip lässt zu wünschen übrig. Die Sonne hat sich noch nicht so recht durch die Bäume gekämpft und der Boden ist superschmierig.
Nun gut. Wir kommen auf den letzten Teil der Strecke und ja was soll ich sagen – Freifall. Im unteren Bereich gibt es nämlich nur eine Strecke und die gehörte zum Weltcup vor einigen Jahren. In der zweiten Abfahrt wagen wir uns direkt von oben an die schwarze Line – die Weltcup-Strecke. Und ihr hättet mich hören müssen auf dieser ersten Abfahrt, ich kam aus dem Schreien und Lachen nicht mehr heraus. Bremse auf und runter, weil anhalten geht eh nicht. Richtig, richtig gut. Ich habe mega Spaß. Und mit jeder Abfahrt wird aus einem unkontrollierten Rutschen ein Fahrradfahren mit Linienwahl. Zudem trocknet die Strecke Stunde für Stunde und der Grip wird immer besser. Ich nehme eine Brustgurt-Aufnahme für euch auf und nach 6 Abfahrten reicht es für heute. Aber weil es so Spaß gemacht hat, entscheiden wir uns morgen noch einen Tag hier zu fahren. Nach sehr vielen typischen Bikepark-Strecken ist so eine steile und technische Strecke eine super Abwechslung.
Also ein weiterer Tag in Champery. Die Strecke ist heute größtenteils trocken und ich kann es richtig laufen lassen. Eigentlich will ich heute Zeitläufe machen. Doch Max bremst mich und meint am vierten Tag Downhill fahren in Folge sollte man auf so einer Strecke vielleicht nicht gegen die Uhr fahren. Recht hat er. Und deshalb setzen wir uns als Ziel, einfach rund und sauber zu fahren. Ich habe am Morgen noch etwas mehr Luft in meine Gabel gepumpt und die High-Speed Compression zwei Klicks zugedreht. Dadurch steht sie höher im Federweg und taucht bei schnellen Schlägen nicht ganz so weg. Hinten fahre ich eine Federrate weicher als sonst, denn im steilen Gelände brauche ich kein straffes Heck. Nach sieben wirklich guten Abfahrten, die wir zudem noch alle durchgefahren sind, kapituliert der Körper. Und bevor jetzt Stürze passieren, streichen wir lieber die Segel. Kevin und ich wollen außerdem heute noch bis nach Freiburg fahren. Max bleibt noch ein paar Tage in Morzine.
Freiburg – Lac Blanc – Aachen – Home
Und so trennen sich ab jetzt unsere Wege. Kevin übernachtet noch eine Nacht in Freiburg und fährt am Freitag schließlich nach Hause. Ab jetzt bin ich allein unterwegs. Aber viel steht nicht mehr auf dem Programm. Genauer gesagt steht heute erst einmal gar nichts auf dem Programm außer erholen. Ich will locker Rennrad fahren gehen, aber die Hitze lässt mich dann doch auf mein Maverick zurückgreifen und ich düse einmal den Trail Baden To The Bone. Am Nachmittag springe ich zur Abkühlung mit Tanja Naber in einen Baggersee und zusammen besuchen wir am Abend die Jungs von Trickstuff. Bremse entlüften und Ersatzteile abholen.
Am heutigen Samstag geht’s zusammen mit Tanja in einen weiteren Bikepark – Lac Blanc. Auch hier bin ich noch nie gewesen und bin zunächst nicht so geflasht. Die Strecken sind flach, der Boden ist sandig und durch die Trockenheit extrem rutschig. Nach ein paar Abfahrten und angepassten Cockpit habe ich mich aber eingecruist und es macht doch noch ganz schön Spaß. Klar, nicht vergleichbar mit den Alpen, aber ein bis zwei Tage kann man es hier schon gut aushalten.
Am Sonntag morgen gibt es dann noch eine kurze, knackige Pumptrack-Session in Freiburg. Der Pumptrack ist wirklich super gebaut und vor allem für Einsteiger zu empfehlen. Viele kleine Doubles und unendlich Flow. Dann setze ich mich wieder ins Auto. Next Stop: Wiesbaden. Hier wohnt eine meiner Cousinen. Ich statte ihr einen Besuch ab, es gibt kühle Getränke und sie wäscht netterweise meine Klamotten. Am Abend fahre ich noch weiter nach Aachen, besser gesagt nach Würselen. Warum Würselen? Dort sitzt Bike-Components, und die Jungs und Mädels von Levelnine wollte ich schon lange einmal besuchen. Jetzt passt es endlich. Ich darf mir das Büro und die Lagerhallen anschauen, wir drehen einen Videoclip im Store in Aachen und knipsen am Dienstag ein paar Fotos im Bikepark Hürtgenwald. Am Nachmittag setze ich mich ein letztes Mal ins Auto und nehme die knapp 500 km bis Jena in Angriff. Entgegen meinen Erwartungen komme ich ohne Stau durch und bin um 21 Uhr abends endlich zu Hause.
Gut drei Wochen Biken, trainieren, im Auto sitzen und Sponsoren besuchen gehen damit zu Ende. Ich glaube ich habe noch nie so viele verschiedene Bikeparks innerhalb des eines Sommers besucht. Mein absoluter Favorit: Champery! Aber auch Pleney und Morgins haben riesig Spaß gemacht. Nach so vielen Stunden auf dem Downhill-Bike fühle ich mich jetzt mehr als ready für ein Rennen und hoffe, dass die WM stattfindet.