
45NRTH Japanther: Kälte, Schneematsch, Regen, Wind? Im winterlichen Fahrradfahren kann einen das Schuhwerk durchaus mal vor Probleme stellen. Der 45NRTH Japanther wurde uns schon kurz auf der Eurobike gezeigt und passte für unser Winter-Spezial optimal: Die Kälte-Spezialisten aus Minnesota haben einen Klick-Schuh kreiert, der von spätherbstlichen 7° bis zu winterlichen -3° temperaturtechnisch eine ordentliche Bandbreite abdeckt. Wir haben den Schuh in genau diesem Temperaturbereich, trocken wie nass, auf dem MTB und dem Rennrad, getestet.
Kurz & knapp
Der 45NRTH Japanther Schuh ist ein Übergangsschuh, der sowohl im Herbst wie auch im Winter genutzt werden kann. Pitschnasse Bedingungen sind da keine Seltenheit – und genau hier setzt der Japanther an. Durch eine Folie aus mikroporösem Material wird die Textilschale trocken und warm gehalten – die kleinen Poren lassen Dampf von innen durch, nicht aber das Wasser von außen; dies soll für eine effektive Wärme- und Feuchtigkeitsregulierung sorgen. Der Schuh ist zwar gerade in Größe 47 ein ordentlicher Trumm im Vergleich zu normalen Klickschuhen, dennoch bleibt er verhältnismäßig schlank für die Temperaturen, für die er ausgelegt ist. Statt dicker Polster wird mithilfe von Aluminium-Einlagen und Wollfilz isoliert, ein effektiver Windschutz von außen sorgt zusätzlich dafür, dass der Fuß nicht auskühlt.
Technische Daten
- Atmungsaktive und wasserdichte Außenmembran
- Verstellbare Knöchelweite
- Anti-Rutsch-Sohle
- Cleat-Aufnahmen für 2-bolt SPD und 3-bolt für Straßen-Klickpedale
- Obermaterial: Gummiertes Gewebe, Stretch-Polyester, Polyurethan-Spritzschutz
- Innensohle: Reflektierendes Aluminium, Wollfilz, Schaum; Außensohle: Rutschfestes Gummi; Mittelsohle: Nylon mit Fiberglas-Einsätzen
- Temperaturbereich: von -3°C bis 7°C
- Preis: 289 €/259 € (UVP/Straßenpreis)
In der Hand
Der Japanther ist exzellent verarbeitet – nichts anderes sollte man von einem Schuh dieser Preisklasse erwarten. Keine überstehenden Klebestellen oder schlechte Nähte, die Qualität ist hoch. Um ein Eindringen von Spritzwasser zu verhindern, verläuft der Schaft sehr hoch am Knöchel vorbei, bis zum Beginn der Wade. Das erfordert jedoch auch ein etwas umfangreicheres Öffnungs- und Schließprozedere, als einfach eine Schnürsenkelschleife zu öffnen: Am Knöchel umschließt das Obermaterial das Bein mit einem Klettverschluss, quer über den Fuß verläuft ein wasserdichter Reißverschluss. Ein weiterer Klettverschluss umschließt das Bein – hat man diesen geöffnet, wird der Schnürsenkel aufgezogen. So aufwändig das klingt, so funktionell ist der Aufbau – zieht man den Schuh fachgerecht an, ist der Fuß definitiv überall gut geschützt.
Die Cleat-Montage gestaltet sich als unproblematisch: Cleat einschrauben, anpassen, fertig. Die Stollen der Gummisohle behindern den Cleat nicht und dieser sitzt relativ frei.
Auf dem Trail
Passform, Sitz & Tragekomfort
Ich schlüpfe in den Schuh hinein. Die Passform ist top, der Schuh sitzt in meiner Standard-Schuhgröße wie angegossen. Doch dann wird es kompliziert: Lassen sich die Schnürsenkel per festem Zug und die beiden Klettlaschen noch ordnungsgemäß verschließen, so ist beim Reißverschluss quer über den Schuh ab der Hälfte Schluss. Habe ich ein Montagsmodell erwischt, hat man sich vernäht? Nein, alles gut – nur passen meine Unterschenkel und Waden schlichtweg scheinbar nicht zu dem sehr schmalen Schaft des Schuhs, der eng verschlossen werden muss, damit der Reißverschluss problemlos zugezogen werden kann. Ich habe nun sicherlich nicht die Fesseln eines Rehs, aber auch keine Elefantenstampfer – was ist da los? Nach einer kurzen Rücksprache mit dem Vertrieb lasse ich mir den Schuh in einer Nummer größer schicken. Stand jetzt: Immer noch sehr eng, der Reißverschluss hat es schwer. Aber ich will es wissen: Mit einigem Kraftaufwand kann dieser zugezogen werden – und dann passt alles. Anfängliche Bedenken bezüglich eines Blutstaus in den Füßen kann ich beim ersten Probelaufen getrost vergessen, die anfängliche Enge schwindet und der Schuh trägt sich fest anliegend, aber sehr angenehm – wenngleich die erste Größe innen perfekt gewesen wäre, die jetzige Variante ist ein Stück zu lang.
Getestet wurde mit Shimano XT-Pedalen – der Mountainbike- wie der Rennrad-Version. Die Cleats sind nicht zu tief und nicht zu hoch im Schuh versenkt und klicken problemlos ein. Im Spätherbst starteten wir die erste Tour bei rund 8 Grad, ich habe nur dünne Merinosocken im Schuh. Kalt ist es nicht wirklich, sehr wohl aber enorm matschig-nass. Auch nach drei Stunden Schlammtour mit jeder Menge Pfützen und nassen Trails dringt nichts in den Schuh ein – vorbildlich. Erst kurz vor Schluss sorgt eine riesige, vorsätzlich in den Heimweg mit eingebaute Schlammpfütze für einen ordentlichen Wasserschwall, der dank kurzer Hose von oben freie Bahn in den Schuh hat. Eine leichte Durchfeuchtung am Schaft konnte dann auch der Japanther nicht verhindern.

Um die Winddichtigkeit zu prüfen, schwinge ich mich bei rund 8 Grad mit den 45NRTH auf das Rennrad. Dass auf der zweiten Hälfte der Tour Regenschauer dazukommen, stört mich beim Testride nicht – im Gegenteil, so kann der Japanther nochmal zeigen, wie das ganze kombiniert funktioniert. Auch hier kann ich nur Positives vermelden – weder Wind noch Wasser dringen in den Innenraum.
Der wirkliche Härtetest für den Schuh war erst vor wenigen Tagen möglich – der sehnlichst erwartete Schnee fiel endlich und mit den weißen Flocken auch die Temperaturen. Bei rund -4 Grad machen wir uns auf zur ersten Schneetour des Jahres – ich trage etwas dickere Merinosocken (Smartwool – auch dazu folgt in den kommenden Tagen ein Testbericht im Winter-Spezial) und ausnahmsweise auch eine lange Hose. Rund 2 Stunden sind wir unterwegs und während ich mit regulären Five Ten-Schuhen normalerweise auch mit dicken Socken bei den Temperaturen nach einer Stunde meist schon ziemlich kalte Füße habe, stellt sich mit den 45NRTH-Schuhen erst ganz am Ende eine leichte Kühle an den Zehen ein – völlig im Rahmen, so kann man auch noch einige Stunden weiterfahren. Ich bin begeistert.

Doch auch wo viel Licht ist, ist ein bisschen Schatten. Der schon erwähnte, eng geschnittene Reißverschluss der obersten Lage fing einige Male an, sich durch die Fußbewegungen beim Pedalieren nach einer Weile leicht selbst zu öffnen – bis maximal einem Drittel des kompletten Weges. Einerseits passierte dies wohl durch die Spannung, andererseits durch den seltsamen Verlauf des Reißverschlusses. Folge des unbeabsichtigten Öffnens ist ein etwas lockerer Sitz des Schuhs, ein Eindringen von Wasser kam jedoch auch mit leicht geöffnetem Reißverschluss nicht vor. Im Schnee-Einsatz hatte ich links einige Probleme mit einem verstopften Cleat – hier setzte sich der Schnee etwas zwischen Cleat und Sohle fest.
Haltbarkeit
Da wir den Schuh bisher erst seit dem Spätherbst fahren, können wir nichts zur Langzeit-Haltbarkeit sagen. Bislang sind keine Abnutzungsspuren zu erkennen, weder am Obermaterial noch an einem Abnehmen der Wasserdichtigkeit. Auch das sehr kraftvolle Zuziehen des Reißverschlusses macht diesem bislang absolut nichts aus.
Fazit
Viele Stärken, wenige Schwächen: Beim Japanther gibt es im angedachten Temperaturbereich kaum etwas zu meckern. Der Schuh ist bequem, lässt sich mit dem dünnen Schnürsenkelband sehr simpel verzurren und trägt sich auch über 3 Stunden gut. Wind- und Kälteschutz funktionieren bis zu unseren getesteten -4 Grad vorzüglich und auch die Wasserdichtigkeit kann überzeugen – Pfützen, Schnee und Matsch können dem 45NRTH-Modell nichts anhaben. Nicht ganz zufrieden waren wir mit dem Reißverschluss und dem schmalen Schaftbereich des Schuhs, der je nach Beinmuskulatur zu eng sein kann – nach Möglichkeit sollte man den Schuh vorher anprobieren. Insgesamt: Der 45NRTH Japanther ist ein Top-Winterschuh mit einer guten Sohle und super Schlechtwetter-Management von Herbst bis Winter.
Stärken
- 100 % Wind- und spritzwasserdicht
- Bis -4° optimal isoliert
- Rutschfeste Sohle
- Guter Tragekomfort
Schwächen
- Schaft sehr schmal, daher schwierig zu schließender Reißverschluss
- Reißverschluss kann bei hoher Spannung ein Stück weit aufgehen
- Hoher Preis
Testablauf
Hier haben wir die 45NRTH Japanther getestet
- Nordrhein-Westfalen: Ostwestfalen-Lippe, Wald / Trockenheit, Matsch, Regen, Schnee & Eis bis -4°
- Nordrhein-Westfalen: Ostwestfalen-Lippe, Straße / Trockenheit, Regen bis +5°
Testerprofil
- Testername: Johannes Herden
- Körpergröße: 193 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 108 kg
- Schrittlänge: 92 cm
- Armlänge: 59 cm
- Oberkörperlänge: 61 cm
- Fahrstil: Verspielt und sauber
- Was fahre ich hauptsächlich: Enduro, Trails, Pumptrack/Park/Street
- Vorlieben beim Fahrwerk: Progressiv, nicht zu soft, schnelle Zugstufe
- Vorlieben bei der Geometrie: Eher kürzerer Hinterbau, Lenkwinkel nicht extrem flach, eher geringere Rahmenhöhe
Preisvergleich
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Produktpreis*: 249,90 EUR
zzgl. Versandkosten*: 0,00 EUR Preis kann jetzt höher sein. Verfügbarkeit*: s. Shop |
249,90 EUR | ![]() |
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Produktpreis*: 289,00 EUR
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289,00 EUR | ![]() |
Weitere Informationen
Webseite: www.45nrth.com
Text & Redaktion: Johannes Herden | MTB-News.de 2016
Bilder: Johannes Herden, Dennis Helms
Der Beitrag 45NRTH Japanther Schuh im Test: Winterschuh mit Raffinessen ist auf MTB-News.de erschienen.