
Die zweite Auflage der TrailTrophy im Harz ist Geschichte. Insgesamt 330 Starter haben sich auf den Weg ins nördlichste Mittelgebirge Deutschlands gemacht um ihre Wurzelphobie mittels Schocktherapie zu kurieren. Mitten unter ihnen Gastautor Mathias, der für unseren verletzten Blogger Tommy an den Start ging.
Dieses Jahr nur ein oder maximal zwei Rennen, das war mein guter Vorsatz an Silvester. Nun stand ich alleine diesen Monat schon drei Mal mit Startnummer am Gate. Ich bin aber auch konsequent…
Aber von vorne: Nachdem es beim obligatorischen TrailTrophy-Klassentreffen in Latsch ganz gut lief und ich neben dem Rennen fahren an sich mindestens genau so viel Spaß daran hatte, die vielen bekannten Gesichter aus den vergangenen Jahren TrailTrophy zu sehen, reifte in mir noch auf der Heimreise aus dem Vinschgau die Idee, doch wieder an der kompletten Rennserie teilzunehmen.
Da Titelverteidiger Tommy Umbreit unseren Teamnamen (DNF) dummerweise etwas zu wörtlich genommen hat und aufgrund kaputter Ferse seinen Startplatz im Harz abgeben musste, wurde mir die Entscheidung dann quasi abgenommen. So einfach kommt man normalerweise nicht an einen Startplatz einer ausgebuchten Veranstaltung…Karma, Glück, Pech, Schicksal? Egal. Die Umschreibung ging problemlos und ich stand innerhalb weniger Tage in der Startliste. So schnell kann’s gehen. Mit dem Startplatz – und mit dem Ablassen von guten Vorsätzen ;)

Nachdem ich letztes Jahr bei der Trailtrophy Premiere im Harz schon am Start war, wusste ich ungefähr, was mich streckentechnisch erwartet: Wurzeln. Bergauf. Viele. Sehr viele. Zum Glück war der Winter mild. Im Harz kann man jeden Trainingskilometer gut gebrauchen…
Um dennoch nichts dem Zufall zu überlassen, bin ich schon am Donnerstag angereist, um mir die Bikeparkstrecken in St. Andreasberg und Braunlage noch einmal genauer anzuschauen. Streckenchef Joschi alias „Mr. Ich flattere dem Sutter seine Linie sowieso kurz vor Rennstart nochmal um“ war natürlich auch schon zugegen und scoutete fleißig die Standorte seiner Last Minute-Schikanen.
TrailTrophy Harz 2016 – Training Stage 6 von gemorje – Mehr Mountainbike-Videos
Am Freitag ließ ich es bewusst ruhig angehen, schließlich standen zwei harte Trettage vor der Tür. Außerdem war liquid Sunshine angesagt und mein Rad so schön sauber…mimimi….
Los ging es dann am Samstagvormittag mit der Startnummernausgabe im Bikepark St. Andreasberg. Alles lief wie gewohnt schnell und reibungslos und auch an die chronischen Haftungsausschlussvergesser (wie mich) wurde gedacht. Generell denken die TrailTrophy-Organisatoren so ziemlich an alles. Auch daran, die Startnummern mit dem Namen des zugehörigen Racers zu versehen. In meinem Fall führte das jedoch dazu, dass ich pünktlich um 14 Uhr inkognito als Vorjahressieger Tommy getarnt im Sessellift zur ersten Stage saß (das baut natürlich einen gewissen Druck auf ☺ ).

Wie bereits im Vorjahr wurde das Feld gleich zu Beginn ohne Zeitnahme durch die einzige wirkliche Downhill-Stage an diesem Tag geleitet. Scheinbar hatte Zeremonienmeister Thomas Schlecking Angst, dass der ein oder andere Rookie die neu gebuddelten Wurzel-Switchbacks nicht ohne Trainingsrun übersteht. Seis drum, hat Spaß gemacht. Ansonsten hat sich an der Streckenführung zum Vorjahr nichts verändert: Stage 1 tretlastig-flowig; Stage 2 Wurzeln bergauf; Stage 3 Finger von der Bremse und reintreten; Stage 4 spaßiger Downhill; Stage 5 siehe Stage 1.
Zwischenfazit nach 20km und 800hm: Platz 3 mit 17 Sekunden Rückstand nach vorne. Damit war ich mehr als zufrieden, hat mich ein unnötiger Sturz auf Stage 2 doch locker 15 Sekunden gekostet.
Nachdem die Abendveranstaltung im letzten Jahr doch gehörig ins Wasser fiel, hatte man dieses Mal dazugelernt und einen großen (ich vermute mal den größten) Saal in St. Andreasberg fürs Abendessen inkl. (FOX 36!!) Verlosung klar gemacht. Hier gab’s Sportlernahrung in Form von Schnitzel, nette Gespräche, Musik von DJ Mixtape und den Startzeiten für den nächsten Tag.
Bin ich in Latsch noch als Gejagter in den zweiten Tag gestartet, galt es nun, die Lücke nach vorne zumindest nicht größer werden zu lassen. Podium wäre schon toll, dachte ich mir auf dem Weg nach oben zur ersten Stage im Bikepark Braunlage. Oben angekommen nahte jedoch Unheil in Form von pechschwarzen Wolken am Horizont inkl. dumpfem Donnergrollen… super.
Als uns der Stage Direktor dann noch voller Schadenfreude mitteilte, dass es (wie bei den vorangegangenen Stages auch) noch 10 Minuten dauert bis es losgeht, sah ich mich bereits vor meinem inneren Auge den Hintern von Abflattermeister Joschi versohlen. (An Joschi: Trainier mal anständig, trink weniger Bier und hör auf dich so anzustellen!!!).
Naja, kurz bevor es dann richtig anfing zu regnen wurde die Stage endlich freigegeben und der zweite Renntag konnte beginnen. Frei nach dem Motto „Tendenziell bergab“ (=Ziel befindet sich höhenmetertechnisch unterhalb des Starts) waren, wie im letzten Jahr auch, 4 Stages zu bewältigen.
Im Vergleich zu den doch ziemlich einfachen Strecken in St. Andreasberg waren die Strecken in Braunlage technisch anspruchsvoller. Hier konnte man definitiv Zeit rausfahren – oder verlieren.
Stage 6 war oben etwas holpriger und unten flowig (siehe Video oben); Stage 7 stumpfes Sprinten im Wald; Stage 8 lang, flach, anstrengend und technisch aber geil; Stage 9 eine bunte Mischung aus allem.
Gegen halb 12 waren die Ersten dann wieder im Ziel und der Live Timing-Monitor bereit, die hundertstelsekundengenaue Nachricht über Sieg oder Niederlage zu überbringen. In diesem Fall hatte er gute Nachrichten für mich. Aus den 17 Sekunden Rückstand wurden am Ende knapp 3 Sekunden Vorsprung und damit Sieg in der Rider Class Men und Tagesbestzeit overall. Krass. Damit hätte ich nicht gerechnet. Zwar bin ich diesmal sturzfrei durchgekommen, aber gegen tretstarke Locals wie André Kleindienst oder Marc Seiffert muss man das erstmal schaffen. Vom Gesamtsieger Tobi Leonhardt will ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen…
Insgesamt war es ein tolles Wochenende im Harz, auch wenn das Wetter nicht ganz ideal war. Für die nächste TrailTrophy würde ich mir allerdings wünschen, dass man hier und da ein bisschen an der Streckenwahl feilt. Zwar finde ich die Mischung aus Bikepark und Naturtrails gut, letztere waren jedoch für meinen Geschmack etwas zu stumpfsinnig und anspruchslos. Wie man munkelt gibt es dazu schon die eine oder andere Idee Seitens der Veranstalter. Es bleibt also zu hoffen, dass diese auch umgesetzt (und genehmigt) werden.
Abgesehen vom oben genannten Verbesserungsvorschlag war die Organisation des Events wie gewohnt tadellos und die Stimmung super. Und genau das ist es, was die TrailTrophy ausmacht. Es geht eben nicht nur ums Racen mit dem Messer zwischen den Zähnen, sondern auch um das Miteinander. Hier gibt es nur wenige Rennen, die es hier mit der TT aufnehmen können.
Zu guter Letzt möchte ich mich noch bei meinen WG-Genossen vom Needful Bikes Enduro Team (Mike und Jenny) bedanken, die mich freundlicherweise auf ihrer Couch haben übernachten lassen. Außerdem natürlich bei meinen DNF-Teamkollegen
Wilfried und Ridski für das tolle Teamergebnis (Platz 1) in der Rider Class.
Bis nächstes Wochenende in Breitenbrunn!
Viele Grüße
Mathias (Needful Bikes Enduro Team | Yeti Cycles | FOX | e*thirteen )