
Die Idee der Father & Son Days in Nauders am Reschenpass sind einfach: Väter schnappen sich ihre Söhne und Töchter für ein trail- und abwechslungsreiches Wochenende auf den 3Länder Enduro-Trails. Mütter sind explizit nicht erlaubt und haben an diesem Wochenende frei, wenn die alle Kinder der Familie beim Spielen sind. Als werdende Väter haben sich Hanne und ich unauffällig den geführten Gruppen angeschlossen und schon einmal vorgefühlt, wie das so ist, wenn man mit Sohn und oder Tochter auf die Trails geht.

Father & Son Days in Nauders am Reschenpass
Zum zweiten Mal haben Anfang August die Father & Son Days in Nauders am Reschenpass stattgefunden. Und trotz klarer Corona-Richtlinien seitens der Veranstalter konnten sich über 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über drei Tage Trail-Spaß in einer der top Enduro-Destinationen im Alpenraum freuen. Ich würde gerne schreiben, dass ich ein wenig wie die Jungfrau zum Kinde zur Teilnahme an dem Event gekommen bin, doch das stimmt nur bedingt. Im Dezember werde ich – wenn alles rund läuft – Vater. Und während meine Freundin sich intensiv mit dem Mutterwerden befasst, konzentriere ich mich auf die Rolle als zukünftiger Vater.
Mir gehen viele Fragen im Kopf um: Wie wird so ein Kind selbst an das Fahrrad herangeführt? Wie begleitet man es auf dem Weg zum Mountainbike? Wann muss welches Bike beschafft werden und wie stimmt man ein Fahrwerk für ein 29 kg-Kind ab? Meinem Freund Hanne geht es genau so. Die Anfrage von Karen Eller und Holger Meyer, ob ich nicht an der Veranstaltung teilnehmen will, sage ich spontan zu. Und Hanne nehme ich direkt mit. Die Überlegung: Vor Ort beobachten, wie sich die Vater-Kind-Teams so schlagen. Welche Dynamik sich ergibt. Welche Bikes gefahren werden. Und auf den Trails am Reschenpass war ich auch noch nie!
Als wir am Freitagabend – natürlich viel zu spät für den Beginn der Veranstaltung – auf dem Eventgelände aufschlagen, findet gerade der Wettbewerb im Sackhüpfen statt. Analog zur Schnitzeljagd, Knödeljagd oder Hörnli Trailjagd werden dabei statt Säcken Laufradtaschen eingesetzt. Die Gaudi ist beachtlich und die Überreste vom Grillbuffet suggerieren, dass auch das leibliche Wohl nicht zu kurz gekommen ist.
Im Anschuss werden die Bikes gesattelt – Holger ruft mit dem Megafon zum Weitsprungwettbewerb. Auf der Wiese unterhalb von Schloss Nauders ist eine der MTB Hopper Sprungschanzen aufgebaut und die Jungs und Mädels zeigen, was in ihnen steckt. Über acht Meter schanzt sich der Sieger vom gut 40 cm hohen Absprung durch die Luft. Wahnsinn! Beeindruckender ist jedoch die Jam, die sich im Anschluss entwickelt. Frisch gestärkt vom gemeinsamen Grillen und hoch motiviert nach einer ersten Runde auf den Trails am Nachmittag scheinen die jungen Wilden kein Halten zu kennen. Bereits die Kleinsten (6 Jahre alt) rollen mit Schwung auf den Kicker, nehmen ihn dann aber seitlich, wo er flacher ist. Die Größeren lassen es sich nicht nehmen, mit Table Tops, Toboggans oder auch Suicide No-Handern durch die Luft zu segeln. Die ersten Duftmarken sind gesetzt und Hanne und ich sind definitiv gespannt, was sich am nächsten Tag auf dem Trail tun würde.

Am nächsten Morgen rollen wir hoch motiviert auf das Event-Gelände. Hier werden gerade noch die letzten Test-Bikes auf Väter und Kinder angepasst, bevor sich alle in ihren Gruppen zusammenfinden. Die Gruppen sind jeweils gut zehn Väter und Kinder groß und am Vortag nach Alter, Größe und Fahrkönnen zusammengesetzt worden. Die Guides sind erfahrene Trainerinnen und Trainer aus dem Team der Rasenmäher und auch Holger Meyer selbst lässt es sich nicht nehmen, eine der Gruppen anzuführen. Mit ihm gehen die ältesten und schnellsten Jungen und Mädchen auf die Trails und Hanne und ich schließen uns direkt an. Nach langem Anstehen an der Bergkastellbahn und noch längerem Warten vor der Zirmbahn geht es endlich los: wir stehen am Einstieg des Zirm-Trails. Der neu angelegte Flow-Trail dient uns zum Warmfahren und die Kinder und Jugendlichen bestätigen die Performance vom Vortag: das Tempo ist krass.

Auf dem Weg zum Lift habe ich mich ausführlich mit BMX, Downhill- und jetzt Enduro-Urgestein Wilfred van de Haterd unterhalten. Als ich seinen Sohn Kilian auf dem Rad sehe zwängt sich der Gedanke auf, dass der Apfel eben nicht weit vom Stamm fällt. In diesem Falle positiv. Der Eindruck bestätigt sich voll auf jedem weiteren Trail, den wir fahren – ob gebaut oder natürlich, die Kids haben es im Griff. Während ich erst mit 15 richtig auf das Mountainbike umgestiegen bin, überlegen sie eifrig, welchen Sprung man „senden“ könnte oder welche Kurve sich „shralpen“ lässt. Den Trail an sich zu bezwingen ist nicht das Thema. Das gilt auch für die schwersten Wege der Region wie den wurzelig steilen Elven-Trail oder den schnellen und steinigen Bunker-Trail: es scheint kaum etwas zu geben, das diesen Nachwuchstalenten zu viel wäre. Unter den aufmerksamen Augen der Guides werden Schlüsselstellen genommen, ansonsten wird freudig johlend vorangeprescht.
Das Beste ist jedoch: Diese Beobachtung gilt nicht nur für die Spitzengruppe derjenigen, von denen wir wohl später noch in Ergebnislisten lesen werden. Auch die Gruppen mit ganz normalem Mountainbike-Nachwuchs, denen wir uns im Verlauf des Tages abwechselnd anschließen, lassen uns freudig auf die Zeit als Väter schauen. Bereits die kleinste Teilnehmerin – gerade einmal sechs Jahre alt – nimmt mit ihrem 20“-Rad die meisten auch roten Trails unter die Reifen und will Gegenanstiege selbst bergauf schieben. Nur das Bike kann sie nicht selbst an die Gondel hängen, alles Andere macht sich schon fast genau so wie die Großen.
Am Samstagabend fahren wir gemeinsam mit der ganzen Gruppe gut 20 Minuten raus aus Nauders an einen abgelegenen See mit Grillstelle, Spielplatz und spontan angelegter Dual Slalom-Strecke. Schon die Jüngsten geben im für sie quasi unbekannten Rennformat alles und es zeigt sich, wie vorteilhaft niedriges Gewicht auf hängenden Wiesenkurven sein kann. Auch den Guides wie Tobias Reiser und Florian Dumpert gelingen kaum schnellere Runs und am Ende werden viele der Läufe im engen Zielsprint entschieden. Zusammen mit den anfeuernden Vätern an der Strecke fragen wir uns nach erneuter Vollverpflegung vom Grill, warum diese genial einfache Format nur mehr beim Sea Otter Classic Festival oder im Rahmen der Crankworx-Events angeboten wird.

Rechtzeitig zum Einbruch der Dunkelheit rollt die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zurück nach Nauders, damit sich die Nachwuchstalente erholen können. Aller Motivation zum Trotz kostet so ein Tag auf dem Rad einiges an Körnern und auch der ein oder andere Vater ist dankbar, dass er nun zum gemütlichen Teil des Abend übergehen darf. Am Sonntag wiederholt sich das Spiel vom Samstag und rechtzeitig zur Heimreise sind alle gesund und munter zurück auf dem Veranstaltungsgelände. Die Kinder und Jugendlichen hatten viel Spaß und die Väter dürfen zu Recht stolz auf ihre kleinen Biker sein.
Für Hanne und mich steht fest, dass man eigentlich nicht zu früh loslegen kann – zumindest so lange das Kind Spaß an der Sache hat. Die folgenden Bilder legen das definitiv nahe!


















Die Kinder und ihre Väter
Bei so viel stolzen Nachwuchstalenten und ihren Vätern haben wir es uns nicht nehmen lassen, die Familien mit ihren Rädern vor der Kamera zu bitten. Dabei zeigt sich einmal mehr: Hier kann jede und jeder Spaß haben, denn dazu braucht man nicht mehr als ein Fahrrad und passende Trails. Stichwort Fahrrad: Die gezeigten Kinderräder beweisen eindrucksvoll, welchen Schritt die Industrie in den letzten Jahren gemacht hat.



Video: Father & Son Days in Nauders am Reschenpass
Meinung @ MTB-News.de
Mit den Father & Son Days in Nauders am Reschenpass haben die Rasenmäher Karen Eller und Holger Meyer ein tolles Familienväter-Event auf die Beine gestellt. Die 3 Länder Enduro-Trails bieten eine perfekte Ausgangsbasis für ausgedehnte Trail-Touren - die nach Fahrkönnen sortierten Kleingruppen mit erfahrenen Trainerinnen und Trainern runden des Angebot ab. Klar kann man mit seinem Nachwuchs an jedem Wochenende selbst fahren gehen, doch der entspannte Charakter mit Gleichgesinnten und unterhaltsamem Rahmenprogramm macht einfach Laune. Ich freue mich schon auf den Tag, wenn ich selbst mit meinem Kleinen teilnehmen werden kann.