
Das Bikefestival im Bikepark Kalnića jährte sich vergangenes Wochenende bereits zum sechsten Mal. Wir waren vor Ort und wurden überrascht von lockerer Atmosphäre, coolen Events und einem spaßigen Bikepark.
Das Festival
Im überschaubaren Bikepark im slowakischen Kalnica, etwa 100 km von Bratislava entfernt, findet seit 2011 jedes Jahr das Bikefest statt. Über 3 Tage zieht sich das Festival von Freitag bis Sonntag, der Zeitplan ist dabei gesteckt voll mit Rennen, Side Events und Party. Auf dem Parkplatz reihen sich die Stände von Herstellern und Sponsoren des Fests, bei Sonnenschein und vielen Besuchern kommt hier eine gemütliche Atmosphäre auf, obwohl fast jeder zweite eine Startnummer auf seinem Rad hat. Auf dem Weg durchs Festivalgelände laufen uns Familien, Profis und Hobby-Biker über den Weg, die Besucher sind bunt gemischt und gut gelaunt. Auch das Spektrum an Bikes ist groß: von Vollcarbon-Edelkarossen, bis hin zu Baumarkt-Bikes ist hier alles vertreten, eins haben aber alle gemeinsam: Spaß. Die lockere Atmosphäre hat aber ihren Preis: die Organisation ist zwar gut, teilweise aber chaotisch.
Die Rennen
Das Bikefest bietet eine große Bandbreite an Rennen: Pumptrack, Dual Pumptrack, Dual Slalom, Enduro, Downhill, XC Bergsprint, XC Eliminator, XC Marathon – letzteres sogar mit eigener Klasse für Taubstumme. Der Andrang auf die Rennen ist groß, teilnehmen kann jeder, außerdem sind die spaßigen und größtenteils einfachen Strecken ideal um erste Rennerfahrung zu sammeln. Im Folgenden ein paar Rennberichte zu den Rennen, an denen wir teilgenommen oder bei denen wir zugeschaut haben.
Pumptrack
Auf dem schnellen und flowigen Pumptrack sollte bereits am Freitag aus 3 verschiedenen Runden der Sieger ermittelt werden. Mit Freelap Uhren ausgestattet wurde zuerst eine Runde zum Einrollen gefahren, bevor die zweite Runde gemessen wurde. Wegen der großen Teilnehmerzahl wurde dann aber reduziert und nur eine Runde gewertet. Bereits die Kinder schenkten sich nichts und die Zeiten wurden knapp. In der Elite wurde es spektakulär, die Räder flogen nur noch so durch die Kurven, die Köpfe der Zuschauer folgten den Fahrern wie in einem Tennis-Match. Den Sieg konnte sich Local Adam Semerak holen, dementsprechend gut war die Stimmung bei der Siegerehrung.
Die Crew vom Bikefest Kalnica bringt so manches zustande, von dem anderen Parks nur träumen könnten. Nur ein kurzer Schlepplift und tausende Lines auf einem kleineren Hügel reichen aus, um diesen Park zu einem meiner Lieblingsorte zu machen. Das Event selber war wieder einmal grandios, aber auch anstrengend. Gleich 4 Rennen in nur drei Tagen standen für mich am Programm. Unterm Strich einmal Zweite (Pumptrack) einmal Dritte (Dual Pumptrack), einmal Fünfte (Downhill) und einmal bei den Herren als einzige Frau am Start (Dualslalom). – Helene Frühwirth
Dual Pumptrack
Nach dem Pumptrack-Rennen folgte am Freitag Nachmittag gleich der Dual Pumptrack Bewerb. Chainless wurde aus dem Gate in eine Gerade voller Pumps gestartet, danach ein paar schnelle Kurven, die die Fahrer in die Zielgerade, eine Rhythm-Section, ausspuckte. In der Qualifikationsrunde wurden aus allen Fahrern die schnellsten 16 bestimmt, die dann im Eliminationsverfahren gegeneinander antreten mussten. Kopf an Kopf wurde es in den ersten Heats schon teilweise superspannend und knapp, teilweise hatten wenige Zentimeter über Sieg oder Niederlage entschieden.
Night Dual Slalom
Eines der spektakulärsten Rennformate und dann auch noch bei Nacht: der Dual Slalom zog die Massen zu später Stunde noch einmal auf den Berg. Nach der Quali bei Tageslicht wurde im Finale unter Flutlicht wieder im Eliminationsverfahren gestartet. Die Beleuchtung konnte nicht alles ausleuchten, die schnelle Strecke war stellenweise zappenduster. Am Streckenrand war keine Absperrung aufgestellt, die teils schon sehr betrunkenen Fans standen auf Anliegern oder so knapp an der Strecke, dass die Fahrer sie teilweise streiften. Zutaten für ein komplett wahnsinniges Rennen.
Die Racer schenkten sich nichts, es wurde immer schneller, die Zuschauer rückten immer näher an die Strecke, die Sicht wurde immer schlechter, ein Flutlicht fiel aus, die Stimmung wurde besser, die Anfeuerrufe lauter. Als dann im Finale noch ein Local am Start stand, waren am Streckenrand alle aus dem Häuschen. Letzten Endes konnte sich aber doch Hannes Slavik seinen zweiten Sieg des Wochenendes sichern.
Zuletzt war ich 2011 für ein 4x-Rennen in Kalnica. Damals hatte dort noch alles in den Kinderschuhen gesteckt. Heute ist es für mich ein Aushängeschild dafür, was es für einen verdammt guten Bikepark wirklich braucht: einen kleinen Hügel und schlichtweg Leute, die tatsächlich Ahnung vom Bauen haben. Für mich ging es dieses Jahr erstmals zum Bikefest. Pumptrack, Dual Pump und Night Dual standen am Programm. Die Grundorganisation war dabei solide, im Detail zwar etwas chaotisch aber es funktionierte. Auch wenn kaum jemand mit dir Englisch spricht.
Die Zuschauer beim Nightrace waren sicher nicht mehr ganz nüchtern und die Stimmung daher absolut top – mal abgesehen davon, dass sie dann doch etwas enttäuscht waren, dass ich ihrem Landsmann den Sieg weggeschnappt habe. Sie standen so knapp am Rand der Strecke, dass man einfach darauf vertrauen musste, dass sie alle ihre Hände, Bierdosen und Kameras rechtzeitig vor deinem Helm wegziehen. ABSOLUT IRRE, als wäre der Blindflug nicht schon stressig genug. Einziges Manko neben der Sprachbarriere: Über die Sicherheitsmaßnahmen kann man nur den Kopf schütteln und am besten sollte man gar nicht genauer drüber nachdenken. Der Night Dual war praktisch ein Fahren von einer ausgeleuchteten Stelle zur Nächsten. Teils sah man nicht mal mehr ansatzweise den Boden, weil es an der Backside der Hügel einfach schwarz war, praktisch ein unendliches Loch. Die Streckenmarkierungen waren 3 cm dicke, in den Boden geschlagene Hölzer, die man beim Rennen schlichtweg nicht mehr sah, keinesfalls dagegen fahren und um Gottes Willen nicht darauf stürzen wollte.
Nichts desto trotz ist vielleicht gerade deshalb dieses Bikefest einen Besuch wert – der Bikepark ein Muss für jeden Fahrer. Ich bin definitiv nächstes Jahr wieder dabei und freue mich über zwei Siege und einen zweiten Platz bei diesem aufstrebenden Event. – Hannes Slavik
Enduro
Für all jene, denen das hektische Getummel am Festivalgelände etwas zu viel wurde, bot das Endurorennen eine willkommene Abwechslung. In den Wäldern rund um Kalnica fanden sich fünf sehr abwechlungsreiche Stages, welche vor allem am Freitag, dem eigentlichen Trainingstag, vollkommen leer und dementsprechend lustig zu fahren waren. Nur einer der fünf gefahrenen Trails ist Teil des Bikeparks. Die anderen vier waren zum Teil Wanderwege und zum Teil eigens angelegte/ausgefahrene Strecken. Alles in allem eher flach und aber dennoch enorm spaßig und flowig.
Geshuttelt wurde beim gesamten Rennen nicht. Insgesamt gab es 1040 hm zu treten. Ein Großteil davon wurde bereits am Climb zur ersten Stage hinter sich gebracht. Etwas problematisch war die Zeitnehmung, die ähnlich wie bei der Trans Provence funktionierte: Der Chip musste sowohl am Start als auch im Ziel gegen ein dafür vorgesehenes Gerät gehalten werden, um die Zeitnehmung zu starten bzw. zu stoppen. Neben der Tatsache, dass dies relativ ungenau ist, wurde die genaue Handhabung in der Vorbesprechung zum Rennen nur auf slowakisch erklärt. Für die deutschsprachigen Racer war es eine große Überraschung, als sie nach der ersten Stage ein hektischer Streckenposten mit dem Auslöser für den Chip verfolgte, um die Zeit zu stoppen.
Auch das Ende bzw. der Anfang der Stages war ohne englischsprachige Erklärung nur schwer ersichtlich. Zwischen Stage 2 und 3 querte man zweimal einen Feldweg. Vielen war nicht klar, bei welchem davon die eine Stage endete und die Andere begann. So auch mir. Aufgrund der unübersichtlichen Situation fuhr ich Stage 2 und 3 in einem durch und war somit nicht in der Wertung. Schade, denn ich fühlte mich im gesamten Rennen gut und war auf den drei anderen Stages immer vorne dabei. Dennoch ein gelungenes Rennen mit spaßigen Trails und lockerer Stimmung. Nächstes Jahr definitiv wieder!
Downhill
Am Sonntag stand das Downhill-Rennen im Mittelpunkt. Auf der knapp über eine Minute langen Strecke galt es den Kopf auszuschalten. Technische Schwierigkeiten suchte man auf der Strecke vergebens, schwierig war es nur, die Strecke schnell zu fahren. Steilabfahrten mit Kompressionen am Ende, kleinen Sprünge und einem Steinfeld kurz vor dem Ziel – einfach nur draufhalten und bloß nicht bremsen. Der Streckenrand war nicht mehr so voll wie an den 2 Tagen zuvor, einige Zuschauer fanden sich aber doch noch zum Anfeuern an der Strecke ein. Bei starkem Wind und Sonnenschein wurde alles gegeben, die Zeiten waren entsprechend knapp.
Mehr Impressionen

Weitere Informationen
Website: http://bikefest.sk
Text & Redaktion: Chris Spath, Hannes Slavik, Helene Frühwirth, Peter Mihalkovits | MTB-News.de 2016
Bilder: Filip Nagy, Martin Vojtuš, Christian Fessl