
Cannondale Habit Carbon 2 im Test: Mit dem überarbeiteten Habit schlägt Cannondale einen neuen Weg ein: Statt Sonderlösungen, proprietären Teilen und speziellen Ansätzen möchte Cannondale ein unkompliziertes und sorgloses Trailbike bieten, das vor allem bergab viel Spaß macht. Geht diese Rechnung auf? Wir haben das Cannondale Habit Carbon 2 getestet!
Steckbrief: Cannondale Habit Carbon 2
Einsatzbereich | Trail |
---|---|
Federweg | 130 mm/130 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium, Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 13,7 kg |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL |
Website | www.cannondale.com |
Anfang des Jahres war die Aufregung groß. Kaum hatte Cannondale im vergangenen Herbst das brandneue Habit vorgestellt, da wurde der britische Style-König Josh Bryceland schon auf dem Trailbike der Firma aus Connecticut gesichtet. Auch wenn es anfangs sehr gewöhnungsbedürftig war, den Briten auf einem Cannondale zu sehen, muss man sagen: Das passt! Mit der Neuauflage des Habits verabschiedet sich Cannondale nämlich in diesem Bereich endgültig von speziellen Lösungen und proprietären Teilen. Während der Vorgänger noch mit Lefty-Federgabel, Eingelenker-System und flexendem Hinterbau daherkam, ist das aktuelle Habit eine ganze Ecke gewöhnlicher – soll aber vor allem bergab maximal viel Spaß machen. Dazu setzt Cannondale auf 130 mm Federweg vorne und hinten, große 29″-Laufräder, eine entspannte, aber nicht zu extreme Geometrie und den sogenannten „Proportional Response”-Ansatz, bei dem der Hinterbau jeweils an die Rahmengröße angepasst ist. Wir haben das 4.999 € teure Cannondale Habit Carbon 2 im Rahmen unseres großen Trailbike-Vergleichstests über die anspruchsvollen Trails rund um Aínsa gescheucht.

Laufradgröße | Federweg vorne | Federweg hinten | Gewicht | Preis | |
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Cannondale Habit Carbon 2 | 29" | 130 mm | 130 mm | 13,68 kg | 4.999 € |
Canyon Spectral CF 9.0 | 27,5" | 160 mm | 150 mm | 13,24 kg | 3.999 € |
Cube Stereo 140 HPC TM | 27,5" | 150 mm | 140 mm | 13,16 kg | 3.499 € |
Giant Trance Advanced Pro 29 | 29" | 130 mm | 115 mm | 12,64 kg | 4.799 € |
Scott Genius 910 | 29" | 150 mm | 150 mm | 13,28 kg | 5.299 € |
Specialized Stumpjumper 29 Expert | 29" | 150 mm | 140 mm | 12,86 kg | 5.699 € |
Transition Smuggler Carbon GX | 29" | 140 mm | 120 mm | 13,40 kg | 5.299 € |
YT Jeffsy 29 CF Pro Race | 29" | 150 mm | 150 mm | 13,58 kg | 5.299 € |
Geometrie
Mit dem neuen Habit deckt Cannondale einen relativ breiten Größenbereich ab. Zwar ist die XS-Ausführung ausschließlich als frauenspezifische Variante mit 27,5″-Laufrädern erhältlich, doch auch die restlichen Größen bieten Reachwerte von 400 mm bis hin zu geräumigen 490 mm in der XL-Größe. Der Lenkwinkel liegt bei Trailbike-typischen 66°, das Tretlager ist um ganze 38 mm abgesenkt. Allerdings empfiehlt Cannondale, das Habit mit einem Sag von nur 25 % zu fahren, was diesen Wert etwas relativiert. Ein 74,5° steiler Sitzwinkel soll bergauf für eine zentrale Sitzposition sorgen, das Heck fällt bei allen Rahmengrößen mit 435 mm mittelkurz aus. Getestet haben wir das Cannondale Habit in Größe L. Hier ist das Sitzrohr 480 mm lang. Reach und Stack liegen bei 460 mm und 625 mm.
XS | S | M | L | XL | |
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Sitzrohlänge | 380 mm | 400 mm | 440 mm | 480 mm | 520 mm |
Oberrohrlänge (horizontal) | 538 mm | 573 mm | 606 mm | 639 mm | 671 mm |
Oberrohrlänge (effektiv) | 476 mm | 510 mm | 543 mm | 579 mm | 617 mm |
Lenkwinkel | 66° | 66° | 66° | 66° | 66° |
Sitzwinkel | 66,3° | 66,3° | 66,3° | 66,3° | 66,3° |
Sitzwinkel (effektiv) | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° |
Radstand | 1.103 mm | 1.142 mm | 1.176 mm | 1.210 mm | 1.244 mm |
Kettenstrebenlänge | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Tretlagerabsenkung | 28 mm | 38 mm | 38 mm | 38 mm | 38 mm |
Tretlagerhöhe | 331 mm | 339 mm | 339 mm | 339 mm | 339 mm |
Stack | 600 mm | 607 mm | 616 mm | 625 mm | 634 mm |
Reach | 366 mm | 400 mm | 430 mm | 460 mm | 490 mm |

Ausstattung
Cannondale bietet das Habit in fünf verschiedenen Varianten an. Diese reichen von 2.299 € für die günstigste Version mit Aluminium-Rahmen und RockShox Sektor-Federgabel bis zu stolzen 6.999 €. Dafür bekommt man dann neben einem Vollcarbon-Rahmen auch ein Fox Factory-Fahrwerk und die edle Shimano XTR-Ausstattung. Unser Cannondale Habit Carbon 2-Testbike wechselt für 4.999 € den Besitzer. Hier trifft ein Carbon-Hauptrahmen auf einen Hinterbau aus Aluminium. Das Fahrwerk stammt aus dem Hause Fox, geschaltet wird mit einem Mix aus SRAM X01 Eagle und GX Eagle-Komponenten. Cannondale selbst liefert das Cockpit und die Sattelstütze, für die nötige Verzögerung sorgen SRAM Guide RS-Bremsen. Allen Habits gemeinsam ist die eher auf die Abfahrt getrimmte Reifenkombination aus Maxxis Minion DHF vorne und High Roller II am Heck. Nicht unerwähnt soll außerdem das frauenspezifische Habit Carbon Women’s 1 für 3.799 € bleiben. Neben veränderten Kontaktpunkten ist diese Variante die einzige, die auch in der Rahmengröße XS erhältlich ist – dann allerdings mit den kleineren 27,5″-Laufrädern und einem verkürzten Federgabel-Offset.
- Federgabel Fox 34 Performance Elite (130 mm)
- Dämpfer Fox DPX2 Performance Elite (130 mm)
- Antrieb SRAM X01 Eagle / SRAM GX Eagle
- Bremsen SRAM Guide RS
- Laufräder Stan’s NoTubes Arch MK3
- Reifen Maxxis Minion DHF / Maxxis High Roller II
- Cockpit Cannondale C3 Riser (780 mm) / Cannondale C1 (50 mm)
- Sattelstütze Cannondale DownLow (150 mm)
Cannondale Habit Carbon 1 | Cannondale Habit Carbon 2 | Cannondale Habit Carbon 3 | Cannondale Habit 4 | Cannondale Habit 5 | Cannondale Habit Womens 1 | |
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Rahmen | Carbon | Carbon-Hauptrahmen, Aluminium-Hinterbau | Carbon-Hauptrahmen, Aluminium-Hinterbau | Aluminium | Aluminium | Carbon-Hauptrahmen, Aluminium-Hinterbau |
Federgabel | Fox Float Factory 34, 140 mm | Fox Float Performance Elite 34, 130 mm | Fox Float Performance 34, 130 mm | Fox Float Rhythm 34, 130 mm | RockShox Sektor RL, 130 mm | Fox Float Performance 34, 130 mm |
Dämpfer | Fox Float Factory DPX2 EVOL | Fox Float Performance Elite DPX2 EVOL | Fox Float Performance DPS EVOL | Fox Float Performance DPS EVOL | Fox Float Performance DPS EVOL | Fox Float Performance DPS EVOL |
Felgen | Stan’s NoTubes Arch MK3 | Stan’s NoTubes Arch MK3 | Stan’s NoTubes Arch S1 | WTB ST i25 TCS 2.0 | WTB STX i23 TCS | Stan’s NoTubes Arch S1 |
Naben | Shimano XTR | Hollowgram | Formula | Formula | Shimano MT400 | Formula |
Reifen | Maxxis Minion DHF 2,5" WT | Maxxis High Roller II 2,3" | Maxxis Minion DHF 2,5" WT | Maxxis High Roller II 2,3" | Maxxis Minion DHF 2,5" WT | Maxxis High Roller II 2,3" | Maxxis Minion DHF 2,5" WT | Maxxis High Roller II 2,3" | Maxxis Minion DHF 2,5" WT | Maxxis High Roller II 2,3" | Maxxis Minion DHF 2,5" WT | Maxxis High Roller II 2,3" |
Kurbel | Cannondale HollowGram Si | Truvativ Stylo 7K | Truvativ Stylo 6K | Truvativ Stylo 6K | Race Face Ride Cinch | Truvativ Stylo 6K |
Kette | Shimano XTR | SRAM GX Eagle | SRAM NX Eagle | SRAM NX Eagle | KMC X11 | SRAM NX Eagle |
Kassette | Shimano XTR, 10-51 | SRAM XG-1275 | SRAM PG-1230 | SRAM PG-1230 | Sunrace, 11-46 | SRAM PG-1230 |
Schaltwerk | Shimano XTR | SRAM X01 Eagle | SRAM GX Eagle | SRAM NX Eagle | Shimano SLX | SRAM GX Eagle |
Shifter | Shimano XTR | SRAM GX Eagle | SRAM NX Eagle | SRAM NX Eagle | Shimano SLX | SRAM NX Eagle |
Lenker | Cannondale C1 Riser, Carbon | Cannondale C1 Riser, Carbon | Cannondale C3 Riser | Cannondale C3 Riser | Cannondale C3 Riser | Cannondale C3 Riser |
Griffe | Cannondale Locking Grips | Cannondale Locking Grips | Cannondale Locking Grips | Cannondale Locking Grips | Cannondale Locking Grips | Cannondale Locking Grips |
Vorbau | Cannondale C1 | Cannondale C1 | Cannondale C3 | Cannondale C3 | Cannondale C3 | Cannondale C3 |
Bremsen | Shimano XTR Trail | SRAM Guide RS | SRAM Guide R | SRAM Guide T | Shimano MT400 | SRAM Guide R |
Sattel | Fabric Scoop Shallow Race, ti rails | Fabric Scoop Shallow Elite, cro-mo rails | Fabric Scoop Shallow Sport, steel rails | Fabric Scoop Shallow Sport, steel rails | Cannondale Stage 3 | Fabric Scoop Women's Sport, steel rails |
Sattelstütze | Fox Factory Transfer | Cannondale DownLow | Cannondale DownLow | TranzX | TranzX | Cannondale DownLow |
Preis | 6.999 € | 4.999 € | 3.799 € | 2.799 € | 2.299 € | 3.799 € |


Im Detail
Cannondale wird oft mit speziellen Designs und proprietären Lösungen assoziiert. Davon ist beim Habit jedoch nichts zu sehen: Das Trailbike, das in der Cannondale-Werkstatt im schönen Freiburg entwickelt wurde, wirkt direkt auf den ersten Blick angenehm unaufgeregt und schlicht. Eine Lefty findet man hier genauso wenig wie das Gemini-System, das einem am großen Enduro-Bruder Jekyll per Hebel die Wahl zwischen Hustle-Modus mit weniger Federweg oder Flow-Modus für die volle Bergab-Dröhnung lässt. Stattdessen setzt das Cannondale Habit auf ein relativ schnörkelloses Design ohne proprietäre Teile und mit lediglich 130 mm Federweg am Heck. Das sind zwar 10 mm mehr als am Vorgänger, macht eine Anpassung des Federwegs per Remote jedoch überflüssig.
Alle Kabel verlaufen seitlich hinter dem Steuerrohr in den Hauptrahmen. Während der Schaltzug kurz vorm Tretlager aus dem Hauptrahmen austritt, um dann wieder im Hinterbau zu verschwinden, ist die Bremsleitung am Hinterbau extern geführt. Im Inneren des Rahmens werden alle Kabel dank integrierten Carbonleitungen sicher und geräuscharm geführt. Dank der Führungen ist auch ein Austausch der Leitungen vergleichsweise unkompliziert.




Ein interessantes Feature des neuen Cannondale Habit ist der sogenannte „Proportional Response”-Ansatz. Hierbei ist der Hinterbau an die jeweilige Rahmengröße angepasst. Cannondale möchte allen Fahrern und Körpergrößen dieselbe Hinterbau-Performance bieten. Deshalb wurde für alle Rahmengrößen analysiert, wo jeweils der Schwerpunkt des Fahrers mit den entsprechenden Körpergrößen liegt. Basierend auf diesen Ergebnissen variieren beim Habit die Länge des Yokes und die Position der Drehpunkte je nach Rahmengröße. Dadurch sollte ein kleiner Rahmen, der normalerweise von einer eher leichteren Person gefahren wird, genauso gut funktionieren wie ein größerer Rahmen, der von einer durchschnittlich schwereren Person gefahren wird. Dass die Länge des Hinterbaus mit der Rahmengröße wächst, kennt man bereits vom ein oder anderen Hersteller. Cannondale wählt beim Habit einen anderen, aber zumindest in der Theorie interessant klingenden Ansatz.
Per Flip Chip lassen sich Lenk- und Sitzwinkel um jeweils 0,5° steiler gestalten. In Kombination mit der ausreichenden Reifenfreiheit am Heck ist es dadurch möglich, auch breite 27,5″ Plus-Laufräder zu fahren – wenn man das denn möchte. Alle Rahmengrößen bieten zudem ausreichend Platz für eine Trinkflasche. Das Unterrohr und der Hinterbau werden mit Gummiprotektoren vor Stein- und Kettenschlägen geschützt. Je nachdem, für welche der fünf Habit-Versionen man sich entscheidet, bestehen der Hauptrahmen und der Hinterbau aus Aluminium oder aus Carbon. Der Rahmen der beiden günstigsten Versionen besteht komplett aus Aluminium, die edle Topversion setzt auf einen Carbon-Hauptrahmen und Carbon-Hinterbau. Die beiden Varianten dazwischen sind ein Mix aus Carbon (Hauptrahmen) und Aluminium (Hinterbau). Unser Testbike setzt auf genau diesen Mix und bringt in Größe L 13,68 kg auf die Waage. Trotz relativ wenig Federweg ist das Cannondale Habit 2 damit das schwerste Trailbike in unserem Testfeld.



Auf dem Trail
Beim ersten Aufsitzen wirkt das Cannondale Habit trotz Rahmengröße L und einem Reach von moderaten 460 mm eher kompakt. Die Sitzposition bei ausgefahrener Cannondale DownLow-Stütze ist angenehm zentral. Mit etwas mehr als den von Cannondale empfohlenen 25 % Sag am Heck geht es bergauf zum ersten Trail – und das Habit 2 macht im Uphill eine gute Figur. Die Kraft aus den Beinen wird direkt in Vortrieb umgesetzt und der Hinterbau zeigt sich nahezu antriebsneutral. Ein Griff an den Fox DPX2-Dämpfer eliminiert jegliches Wippen, ist aber auf den allermeisten Anstiegen nicht nötig. Probleme mit einem wandernden oder ansteigenden Vorderrad in steilem Gelände hat man kaum, was in Anbetracht des im Vergleich zu anderen Bikes dieser Kategorie eher geringen Federwegs auch nicht weiter verwunderlich ist. In engen Uphill-Kurven hat man dank des nicht zu flachen Lenkwinkels keine Probleme mit einer abkippenden Front. Man merkt allerdings das vergleichsweise hohe Gewicht: Das Cannondale Habit 2 klettert gut, ist aber bergauf kein Sprintkönig.

Bei der Entwicklung des neuen Habits hat Cannondale den Fokus darauf gelegt, eine einfache und unkomplizierte Spaßmaschine für die Trails zu entwerfen. Untermalt wurde dieser Ansatz zusätzlich durch eine Marketing-Kampagne rund um Josh Bryceland, der seit Anfang des Jahres für Cannondale unterwegs ist – und der in den Videos, die seitdem erschienen sind, gefühlt mehr Zeit in der Luft als auf dem Boden verbringt. Zeigt der Trail bergab, dann kann man sofort nachvollziehen, wieso das Rad so gut zum britischen Alleskönner passt: Das Cannondale Habit vermittelt auf Anhieb ein sehr direktes Fahrgefühl. Präzise lässt sich das Habit über die Trails navigieren. Dabei bekommt man viel Feedback vom Untergrund.
Wird die Strecke anspruchsvoller und verblockter, dann muss man seine Linie exakt wählen. Das Heck des Cannondale Habit 2 hat eine ausreichende Progression, um auch harte Schläge gut wegzustecken, ohne durchzuschlagen. Dafür werden diese allerdings schnell an den Fahrer durchgereicht – besonders viele Reserven hat man auf dem 130 mm-Boliden nicht. Vor allem auf anspruchsvolleren Trails bringt es nur wenig, einfach draufzuhalten und zu hoffen, dass das Bike die Arbeit für einen übernimmt. Wer solch einen Fahrstil pflegt, der dürfte sich auf dem Cannondale Habit nicht besonders wohlfühlen. Während hinten die Schläge straff weitergereicht werden, kommt die Fox 34 mit ihren 130 mm Federweg und der Fit4-Kartusche nicht ganz hinterher. Dadurch fühlt sich das Habit in grobem Gelände bei einem passiven Fahrstil unbalanciert und überfordert an.


Spielt man hingegen gerne mit dem Gelände und nutzt jede kleine Kante und Wurzel, um Luft zwischen die Reifen und den Untergrund zu bringen, dann ist das Cannondale Habit voll und ganz in seinem Element. Das Heck ist auch bei fast geschlossener Zugstufe eher auf der schnellen Seite. Das führt ebenfalls dazu, dass man lieber an der ersten Wurzel abspringt, statt blind durch die ruppige Sektion zu bügeln. Macht man sich leicht und schaltet seinen Fahrstil von passiv auf aktiv, dann macht das Cannondale Habit 2 einfach sehr viel Spaß. Das gilt vor allem für schnelle, flowige und nicht zu ruppige Trails.
Durch das sehr direkte Fahrgefühl und den begrenzten Federweg ist das Cannondale Habit etwas auf der anstrengenden Seite. Die Arme sollten deshalb gut trainiert sein, wenn man es auf dem Habit krachen lassen will. Das hauseigene Cannondale-Cockpit, das an unserem Habit 2-Testbike verbaut war, fällt recht steif aus, was ebenfalls zu dem eher harschen Fahrgefühl beigetragen hat. Außerdem ist das vergleichsweise hohe Gewicht negativ aufgefallen: Mit 13,68 kg ohne Pedale war das Cannondale Habit 2 das schwerste Bike in unserem Vergleichstest – und das, obwohl die Konkurrenz teils deutlich mehr Federweg hat. Zugutehalten muss man dem Habit 2 hingegen die Zuverlässigkeit: Während unseres Tests auf den harten EWS-Trails rund um Aínsa hatten wir keinerlei Probleme mit dem Trailbike von Cannondale.

Das ist uns aufgefallen
- Fox 34 Performance Elite Die im Habit 2 verbaute 34 Performance Elite-Federgabel von Fox kann nicht mit dem Heck mithalten. Die Fit4-Kartusche begrenzt die Einstellmöglichkeiten, was dazu führt, dass sich bei den empfohlenen Luftdrücken die Front insgesamt weicher anfühlt als das Heck. Eine steifere Federgabel mit etwas mehr Federweg und mehr Einstellmöglichkeiten würde dem Cannondale Habit unserer Meinung nach gut zu Gesicht stehen.
- Proportional Response Cannondale will beim Habit dank an die jeweilige Rahmengröße angepassten Hinterbauten für alle Größen- und Gewichtsklassen eine optimale Performance bieten. Ob das tatsächlich funktioniert, lässt sich schwer beurteilen – in der Theorie gefällt uns der Ansatz. Die Länge der Hinterbauten bleibt allerdings über alle Rahmengrößen hinweg identisch.
- Progressives Heck Cannondale empfiehlt, das Habit mit einem Sag von 25 % zu fahren. Wir haben diese Vorgabe zu Beginn unseres Tests gekonnt ignoriert – doch auch mit einem Sag von 30 % hat sich das Heck als ausreichend progressiv erwiesen. Josh Bryceland scheint einen Coil-Dämpfer in seinem Cannondale Habit zu präferieren. Ob man mit einem Stahlfeder-Dämpfer im Habit automatisch so gut fährt wie der Brite? Wohl kaum. Es ist aber gut möglich, dass der Coil-Dämpfer gut mit dem Heck harmoniert und durch das feinfühligere Ansprechverhalten etwas weniger Feedback an den Fahrer weitergibt.


Im Vergleich
Mit 130 mm vorne und hinten liegt das Cannondale Habit 2 am unteren Federwegsende in unserem Vergleichstest. Lediglich das Giant Trance Advanced Pro 29 hat 15 mm weniger am Heck – der grüne Bolide von Giant ist allerdings auch gut 1 kg leichter als das Cannondale und dadurch deutlich spritziger, ohne dass man bergab zu viele Abstriche machen muss. Ebenfalls relativ wenig Federweg bietet das Transition Smuggler Carbon GX. Allerdings hat das Rad der kleinen amerikanischen Firma eine gänzlich andere Charakteristik, ist weniger poppig als das Cannondale und vermittelt ein potenteres Gefühl. Im Testfeld liefert das Cannondale Habit Carbon 2 am meisten Feedback vom Trail an den Fahrer – ob man das mag oder nicht, ist letztlich auch persönliche Präferenz. Während die anderen Bikes mit mehr Federweg in haarigen Situationen aber etwas mehr Komfort bieten, muss man mit dem Cannondale Habit seine Linien sehr präzise wählen. Pflegt man aber einen solch präzisen und auch aktiven Fahrstil, dann erweist sich das Cannondale als sehr spaßiger Begleiter.
Fazit – Cannondale Habit Carbon 2
Mit dem Habit Carbon 2 liefert Cannondale ein spaßiges Trailbike, das vor allem dann in seinem Element ist, wenn man genau weiß, wie man ein Rad mit wenig Federweg über den Trail bewegt. Abziehen und fliegen statt blindem Draufhalten lautet hier die Devise. In ruppigem Gelände gibt das Habit recht viel Feedback an den Fahrer weiter und bietet in haarigen Situationen wenig Reserven. Außerdem ist es für ein Trailbike dieser Federwegskategorie vergleichsweise schwer. Man kann aber trotzdem enorm viel Spaß auf dem Cannondale Habit haben – auch, wenn man nicht unbedingt so gut unterwegs ist wie Josh Bryceland.
- ausgewogene Geometrie
- hoher Fahrspaß bei aktiver Fahrweise
- gute Progression
- vermittelt viel Feedback vom Untergrund
- wenig Reserven in ruppigem Gelände
- vergleichsweise hohes Gewicht

Testablauf
Für unseren Trailbike-Vergleichstest sind wir nach Aínsa gereist, um die 8 Modelle auf den Trails zu testen, die bereits die schnellsten Fahrer der Welt in der Enduro World Series unter die Stollen genommen haben. Der spanische Ort am Fuße der Pyrenäen ist umgeben von traumhaften Trails, die alles bieten, was das Mountainbiker-Herz begehrt. Die Strecken in Aínsa reichen von flowig-schnell über technisch und steil bis hin zu knallhart und felsig – ideale Testbedingungen also, zumal die Strecken teils sehr lang und immer wieder mit technischen Gegenanstiegen durchzogen sind. Alle Trailbikes im Testfeld wurden von mehreren Testern auf denselben Strecken gefahren, um Eindrücke im direkten Vergleich zu sammeln. Abgesehen von kleineren individuellen Anpassungen wie der Lenkerhöhe, der Position der Bremsgriffe und natürlich dem Fahrwerk-Setup sind die acht Trailbikes gegenüber ihrer Serienausstattung zunächst unverändert geblieben. Anpassungen, die wir im Testverlauf vornehmen mussten, sind entsprechend vermerkt.
Hier haben wir das Cannondale Habit Carbon 2 getestet
- Aínsa, Spanien naturbelassene, technisch anspruchsvolle und lange Trails mit steilen, steinigen Passagen, flowigen Abschnitten und technischen Gegenanstiegen
Körpergröße | 174 cm |
Schrittlänge | 81 cm |
Oberkörperlänge | 56 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 75 kg |
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro, Park
- Vorlieben beim Fahrwerk
- recht straff mit Progression
- Vorlieben bei der Geometrie
- relativ flacher Lenkwinkel, kurze Kettenstreben, langes Oberrohr mit kurzem Vorbau
Körpergröße | 184 cm |
Schrittlänge | 87 cm |
Oberkörperlänge | 67 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 74 kg |
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 85,5 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 73 kg |
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, hinten progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- hinten nicht zu kurz, vorne geräumig, Lenkwinkel nicht zu flach
Körpergröße | 182 cm |
Schrittlänge | 85 cm |
Oberkörperlänge | 62 cm |
Armlänge | 73 cm |
Gewicht | 82 kg |
- Fahrstil
- schnell und aggressiv
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- hart und progressiv, langsamer Rebound
- Vorlieben bei der Geometrie
- lang und flach, aufrechte Fahr- und Sitzposition
Körpergröße | 186 cm |
Schrittlänge | 85 cm |
Oberkörperlänge | 61 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 93 kg |
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Trailbike-Vergleichstest 2019:
- Cannondale Habit Carbon 2 im Test: Back To The Roots
- 8 Alleskönner im Vergleichstest: Das beste Trailbike des Jahres
Der Beitrag Cannondale Habit Carbon 2 im Test: Back To The Roots erschien zuerst auf MTB-News.de.