
Die Megavalanche in Alpe d’Huez. Ein inzwischen legendäres Rennen, das vielen schwitzige Hände bereitet. Inklusive mir und meinem Kumpel, der zum ersten Mal mit dabei war. Hier ist der Rennbericht zur 23. Megavalanche – einer rasanten Gletscherabfahrt, die einige unerwartete Überraschungen bot …
Megavalanche Alpe d’Huez 2018
Alter, da fahr ich sicher nicht mehr mit!!!
Jaja, ich erinnere mich an diese Worte. Denn das sagte ich bisher bei jedem der 3 Male, die ich das Rennen schon mitgefahren bin. Doch mit den dazwischen vergangenen Jahren vergingen auch die Strapazen und Blessuren, die ich über mich und mein Rad hab ergehen lassen. Trotz eines Rahmenbruchs, Schaltwerk-/Laufradzerstörung und einigen blauen Flecken wurde ich dann doch immer wieder von diesem eigentlich bescheuerten, aber geilem Rennformat gelockt. Mit 399 Typen um dich herum einen Gletscher runterbrettern – wer kann da schon widerstehen? Es war also mal wieder an der Zeit, nachdem meine letzte Mega schon wieder 3 Jahre her war.

Vorbereitung
Gemeinsam mit meinem besten Bike- und Alpcross-Buddy Julian Dull meldete ich mich also für das Rennen an. Da ich um die körperlichen als auch materiellen Ansprüche der Abfahrt wusste, hatte ich auch schon einige Dinge im Kopf, auf die wir bei unserer Vorbereitung dann Wert gelegt hatten. Julian war schonmal beim Maxi Avalanche Rennen auf La Reunion dabei – aber noch nicht auf einem, wo die Abfahrt von vermuteten 50 Minuten und rund 2600 Tiefenmetern gefühlt nie aufhört.
Das Material
Wenn man sich die Startfelder der vergangenen Rennen so anschaut, sieht man die unterschiedlichsten Setups von Bike und Ausrüstung. Der eine mit Downhiller und voll gepanzert. Der andere mit T-Shirt, einer kleinen Trinkflasche und minimalistischer Protektion.
Bei den Rädern haben wir beide auf unsere 160 mm Enduros gesetzt. Die wahrscheinlich sinnvollste Wahl, wenn man sich die Uphill-Sektionen, die langen Ziehwege und tretlastigen Singletrail Passagen so anschaut. Die Vorteile eines Big Bikes bergab können unserer Meinung nach nicht den Uphill- und Singletrailvorzügen unserer Enduros Rechnung tragen.
Lieber daheim alles fit machen, als vor Ort am Rad herumdoktern…
Zu Hause machten wir also unsere Räder bereit fürs Rennen. Neue Reifen, Bremsbeläge und alles aufs Penibelste eingestellt. Nachdem mein Antrieb auch schon die beste Zeit hinter sich gebracht hatte, rüstete ich bei der Gelegenheit gleich noch auf 12-fach um. Einen Gabel- und Dämpferservice wollte ich auch schon seit längerem machen und brachte diesen gerade noch auf den letzten Drücker bei den Jungs von MRC Trading unter.



Die Ausrüstung
Da man beim Rennen eh nie wirklich Gelegenheit hat, mal kurz zur Trinkflasche zu greifen (wäre bei Julians Capra eh nicht möglich – haha) und man bei den ganzen Sprints und dem Staub öfter mal den Mund befeuchten muss, war für uns die Trinkblase in Kombination mit Rucksack die richtige Wahl. Einen Rückenpanzer empfand ich bei einem so langen Rennen als störend. Etwas als Schutz am Rücken haben wollten wir trotzdem und war sinnvollerweise auch vom Veranstalter vorgeschrieben. Somit setzte ich auf einen leichten Evoc CC 3 Liter Rucksack. Julian hatte zudem (und zum Glück) noch einen Rückenprotektor an.
Wir packen unseren Koffer und nehmen mit:
- Schlauch
- Tubelessflicken
- Clifbar Gums
- Riegel
- Banane
- 2 Liter Wasser
- Schaltauge
- Schaltzug
- Kabelbinder
- Panzertape
- Luftpumpe
- Minitool
Kondition ist das A und O. Davon kann man bei diesem Rennen sicher nicht genug haben. In der Zeit vor dem Rennen erhöhten wir also die Intension unserer Feierabendrunden. Ich war zudem auch wieder etwas mehr Laufen, während sich Julian im Fitnessstudio in Form hielt.
Problempunkt Pfoten: Eins kann ich sicher sagen – bei der Abfahrt hätte sogar Bud Spencer mit seinen Bratpfannen-Händen seine zusammengezogenen Augen geöffnet. Denn der Downhill nach dem Uphill ab der Mitte der Abfahrt rumpelt ordentlich und zieht sich so richtig lang. Unzählige Bremswellen und Technik-Passagen versuchen ständig, die Hände vom Lenker zu schütteln. Wer aus alpinen Gegenden kommt und längere Abfahrten gewohnt ist, hat hier große Pluspunkte. Doch wir mit unseren Mittelgebirgsabfahrten von max. 2 Minuten mussten hierfür zusätzlich etwas tun. Ich hatte gedacht, meine Hände durch Klettern und Bouldern gut auf die Belastung vorbereitet zu haben. Doch die Abfahrt sollte mich mal wieder eines Besseren belehren. Julian war nicht Klettern oder Bouldern. Wie er sich darauf vorbereitet hat, weiß ich nicht.
Eindrücke vom Event

Training am Donnerstag
Spätnachts angekommen und gemütlich gefrühstückt, machten wir uns am Donnerstag auf zu ein paar Trainings-Abfahrten. Wir wussten, dass wir unsere Energie für den Qualilauf benötigen würden und ließen es also recht locker angehen… Zu locker allerdings, denn nach 12 Uhr wurden wir nicht mehr auf den 3300 Meter hohen Pic Blanc gelassen, um auch mal die Strecke für das Hauptrennen abzurollen. Etwas blöd für Julian, da er keine Ahnung hatte, wie es sich da oben im Schnee fahren ließ und wo die Strecke dann am Sonntag entlang ging. Da hieß es mal wieder “On-Sight Modus -> Ein”.


Quali am Freitag
Entsprechend unserer hohen Startnummern, welche sich nach dem Zeitpunkt der Anmeldung richteten, konnten wir uns am Freitagmorgen entspannt auf den Weg zu unserem Quali-Lauf machen. Eine Gondel, ein Warm-Up Transfer, ein Cappuccino und noch eine Gondel – schon waren wir schon am Start der breiten Schotterpiste.

In 35er Schritten konnte man sich für die jeweiligen Rennen qualifizieren. Wer also beim Hauptrennen dabei sein wollte, musste hier schon ordentlich am Gashahn drehen. Die Abfahrt beinhaltete nahezu alle denkbaren Hindernisse, die Mensch und Maschine an ihre Grenzen brachten. Breite lose Schotterkurven mit spitzen gegen das Schienbein fliegende Steine, Schneefelder mit verschiedenen Linien und Löchern, Ziehwege, Technik-Passagen, Anlieger und Singletrail-Geballer.


Video Qualilauf




ALAAAAARMAAAA!
Es ist Sonntagmorgen, 5 Uhr. Am Vorabend haben wir schon unsere Sachen für den Start der 23. Megavalanche vorbereitet. Ein schneller Kaffee und eine ordentliche Portion Müsli – dann ging es hoch auf den 3300 Meter hohen Pic Blanc. Trotz herrlichem Wetter war es zu dieser Uhrzeit noch recht frisch da oben und wir waren froh darum, noch eine extra Jacke dabei zu haben.
Beim ersten Anblick der steilen Gletscherabfahrt kann einem schon mal kurz das Herz in die Hose rutschen. Doch dann kommt der Helikopter um den Gipfel geflogen, das inzwischen nervtötende und nervös machende “Alarmaa, Laa Bomba, Pieep Pieeep” Lied ertönt und es gibt kein Zurück mehr.

Video Megavalanche
Bei Julian und mir lief es leider nicht so wie geplant. Wegen technischen Problemen mussten wir leider beide unser Rennen frühzeitig beenden. Dass sich der Tag im Anschluss nicht ins Positive ändern wollte, stellte ich dann fest, als ich das Automatikgetriebe meines Busses auf “Drive” stellte, dieser sich aber keinen Millimeter mehr bewegen wollte. Manchmal läuft’s eben nicht so geil …

… Alter, da fahr ich sicher nicht mehr mit!
Wir sprechen uns in ein paar Jahren… Wer von euch war schon mal dabei?
Der Beitrag Megabescheuert eigentlich – aber voll Lawine! erschien zuerst auf MTB-News.de.