
„Komm wir fahren Ostern nach Finale!“ Irgendwie ist mit dem Einstieg in den Berufsalltag Jakobs Kreativität an der gemütlichen PH hängengeblieben. Mangels besserer Ideen strömen wir also mit den bikenden und nicht bikenden Massen durch das gotthardliche Nadelöhr auf der Suche nach Sonne und etwas Abwechslung von den heimischen Trails.
Abwechslung in Finale Ligure? Seit gut 10 Jahren fahren wir jetzt meistens mehrmals im Jahr nach Finale, dabei sind wir neben unzähligen Trails das 24h-Rennen gefahren und haben das Superenduro und später dann die EWS überlebt. Wir haben massenhaft Pizzen, kiloweise Pasta und noch mehr Eis verschlungen. Die Fahrt in das beschauliche Städtchen am Mittelmeer weckt daher eher Heimatgefühle. Schon beim Einchecken in unsere langjährige Stammunterkunft, der Residence Glicini, treffen wir nur bekannte Gesichter. Man unterhält sich, wärmt alte Heldengeschichten auf und plant neue, noch größere Taten. Welche Trails fahrt ihr heute? Rollercoster, Base di Nato, San Bernadino, Varigotti DH oder nach Noli runter?
Bekanntermaßen gibt es in Finale tolle Trails en masse – die meisten sind leicht zu finden und immer gut frequentiert. Zu den Ostertagen teilweise sogar zu gut. Einen Großteil der Trails kann man mit einem der zahlreichen Shuttleunternehmen ansteuern. Für 50 Euro wird hier die Tagesplanung weitestgehend den Locals überlassen und man kann den finalen Vollservice ohne große Anstrengung in vollen Zügen genießen.
Nach einem, dieser überaus erholsamen Shuttletage (meistens ist man von 9 bis 17 Uhr unterwegs), will bzw. kann der erschöpfte Biker dann meistens nicht mehr sehr viel machen. Für den Abstecher auf die Piazza, um sich ein leckeres Gelato und ganz eventuell noch einen Aperol Spritzz zu gönnen, will der innere Schweinebiker schon ordentlich getreten werden.
Schon zur Nebensaison ist es allerdings gar nicht so leicht, an einen der begehrten Shuttleplätze zu kommen. An Ostern und ohne rechtzeitige Planung (bei uns der Standardreisemodus) ist es quasi unmöglich. Und da Jakobs Hirn die Verschnaufpause auf der Autobahn anscheinend sehr gut getan hat, kommt es auf eine ganz grandiose, in Finale wahrscheinlich seit 15 Jahren nicht mehr gedachte Idee: Das Shuttle muss heuer ohne uns shutteln, denn wir werden im Schweiße unseres Angesicht selber den Berg hochtreten!

Die Vorteile im groben Überblick:
- Wir müssen nicht so früh aufstehen um pünktlich um 9 Uhr die Räder aufs den Hänger zu laden
- Wir können länger schlafen, da wir nicht so früh aufstehen müssen
- Da wir länger schlafen können, müssen wir nicht so früh ins Bett…
- Wir trainieren unsere schwachen, berufstätigen Körper
- Wir sparen pro Tag und Person 50 Euro, die wir dann in feinstes Essen investieren können
- Da unser Kalorienumsatz und unser Sparschwein zwangsläufig durch die Decke gehen werden, können und müssen wir viel mehr essen
- Wir können Trails ansteuern, die von den Shuttleunternehmen nicht angefahren werden
Man kann es drehen und wenden wie man will, die Sache hat nur positive Seiten. Unser Vorteil: Als Finale-Babos wissen wir genau, wo es das größte Pannini, die al denteste Pasta, das zarteste Fleisch, die cremigste Eiscreme und die dünnste Pizza gibt!
Nach einer exzessiven Testwoche in Ligurien stellen wir euch in enger und freundschaftlicher Zusammenarbeit mit einem der strengsten und schnellsten Gourmet-Kritiker Deutschlands Felix Döring (u.a. anerkannt beim berühmten Guide Maxxis) die feinsten Lokationen für leere Bikermägen vor:
Frühstück: Bar 3 Sisters
Warum man seine Bar so nennt, wissen wir nicht. Eventuell hängt es mit der Tatsache zusammen, dass die drei Betreiberinnen Schwestern sind. In der Fußgängerzone gelegen, gibt es hier sehr guten Café, Spremuta und Brioches jeglicher Couleur. Dazu sind die drei Mädels wirklich sehr nett. Perfekt also, um hier direkt nach dem Aufstehen erst einmal einen kleinen Abstecher einzulegen oder vor der Tour noch einen kurzen Espresso hineinzustellen.
Felix’ Fazit:
„Ausgewogener, feiner Espresso mit der richtigen Fahrradnote. Eine Empfehlung von mir.“
PS: Die drei Schwestern hat Felix noch nicht probiert.
Pizzeria „Al vecchio Mercato“
Einer der Klassiker mit perfekter Lage für alle, die in Richtung Campingplatz Tahiti wohnen. Lasst euch nicht von dem etwas deutschen Ambiente abschrecken. Es gibt Tip Top-Pizzen und einen saucoolen Kellner, der immer eine Sonnenbrille trägt. Da hier nicht nur zahlreiche ausländische Radfahrer essen, sondern eben auch ein Haufen richtiger Italiener, empfiehlt sich eine Reservierung oder ein sehr spätes Abendessen ab 21 Uhr.
Felix’ Fazit:
„Probiert unbedingt die Calamari und passend dazu die Patatta fritta! Die Pizzen sind super, aber das Tiramisu würde ich woanders genießen.“
Hosteria Bastian Contrario
Die Fresshalle! Und unser absoluter Tipp. Ein Ausflug nach Finale ohne den Besuch bei Bastian Contrario ist kein richtiger Ausflug. Hier wurden unsere Gourmetgaumen noch nie enttäuscht. Im Familienbetrieb stimmen die Abläufe und die Qualität. Die Pasta ist sensationell, die Pizzen (hier immer ohne Tomatensauce!) sind hervorragend und das Fleisch per kg eine Sensation. Abgerundet wird der überaus positive Eindruck vom stimmigen Ambiente, das auch für unseren liebevoll gemeinten Spitzname verantwortlich zeichnet.
Felix’ Fazit:
„Eine Badewanne Spagetti Frutti di mare, perfavore! Da könnte ich mich direkt reinlegen. Wenn frische Steinpilze als Belag funghieren, sofort mehrere Pizzen ordern! Auch die persönliche Einweisung vom Chef beim Fleischgenuss muss man erlebt haben.“
Cafe Din
Ebenfalls ein Klassiker, Kenner gehen aber direkt zum Chef des Hauses und fragen, ob er selbst gemachtes Tiramisù da hat. Nicht oft zu haben, wenn aber, dann ist es das Beste, das ihr in Finale findet. Ebenfalls zu empfehlen ist die selber gemachte Pasta con Pesto. Auch die Rampe hoch zum Rollercoaster fährt sich mit zwei Tiramisù im Magen dann viel leichter.
Felix’ Fazit:
„Tiramisu essen und den Chef fragen, ob er seinen Electro-Soundtrack startet! Und ab geht die Luzie.“
Music Bar Van Gogh
Direkt an der Piazza gelegen, gibt es hier den besten Apero in der Stadt. Am besten direkt nach der Tour hin, einen Drink bestellen und dann essen, was geht. Der Koch schleppt im Minutentakt frisches Fingerfood an. Man munkelt, dass man sich hier am Buffet sehr kostengünstig komplett verköstigen könnte.
Felix’ Fazit:
„Gratis Apero! Top Buffet, man muss nur aufpassen, dass man im Heißhunger nach dem Biketag nicht so viel isst, dass man beim eigentlichen Abendessen dann nicht mehr kann…“
Eisdiele Birilla
Etwas unscheinbar in Finale Pia gelegen, gibt es hier das mit Abstand beste Gelato. Von einem älteren Pärchen geführt und abends sehr lang offen, kann man nach dem Abendessen noch perfekt die letzten freien Lücken im Magen füllen.
Felix’ Fazit:
„Erst ein Eis mit cinque Gusto und dann ein Canola Siciliana als Nachtisch. Quasi Nachnachtisch!“
Sportsbar
Ein italienisches Original, keine Touris, dafür Rentner am Kartenspielen oder Fußball schauen. Die Mittagspasta ist günstig, reichhaltig und genießbar, der Caffé dagegen spitze und wie es sich gehört in 30 Sekunden al Banco verfügbar.
Felix’ Fazit:
„Einfache Cafébar. Das Essen macht satt und der Caffestop ist italienisch gut. Alles andere ist Luxus.“
Chiosco Free Time Varigotti
Erst den DH Uomini runterhämmern, dann Aperol direkt am Strand für einen perfekten Abschluss. Die Drinks sind gut, das Apero dazu nicht so, dafür sind aber die Sicht und das Flair natürlich der Hammer.
Felix’ Fazit:
„Aperol Spritzz trinken und den Tag Revue passieren lassen. Dazu auf’s Meer schauen und der Sonnen beim Untergehen zugucken. Mehr braucht es nicht. Außer das Radlicht für den Rückweg, falls man etwas versumpft.“
Pizzeria Alter EGO
Sehr gute Pizzen! Neben den ausländischen Campern, die hier schnell eine Pizza abholen, ist das Alter Ego Treffpunkt für die jüngere, alternativ angehauchte Generation in Finale Ligure.
Felix Fazit:
„Die Grillplatten sind sehr groß, mehr aber auch nicht. Deshalb unbedingt Pizza essen, ich empfehle die „Full House“ mit Parmaschinken.“
Und übernachten: Residence Glicini
Wir haben in Finale schon alles ausprobiert, von Campingplätzen, verschiedenen Ferienwohnungen bis hin zum Wildcampen. Das Glicini allerdings ist für uns die angenehmste Übernachtungsmöglichkeit. Faire Preise, nette Wohnungen und die Rezeption ist wirklich sehr hilfsbereit. Leihstadträder für umsonst runden das Angebot ab und erlauben die nächtlichen Abstecher in die Città. Sogar Licht und Regenschirme bekommt man.
Und da Geschmäcker ja bekanntlich verschieden sind, sind eure Tipps in den Kommentaren natürlich sehr willkommen! In diesem Sinne: Mahlzeit!