
Neuseeland, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2017. Dies sind die Abenteuer von Max Schumann und Ines Thoma, die 7 Wochen unterwegs sind, um fremde Trails zu erkunden, nette Menschen und neue Zivilisationen kennen zu lernen. Viele Flugstunden von Deutschland entfernt dringen sie in Wälder vor, die sie noch nie zuvor gesehen haben. Vor dem ersten EWS-Rennen des Jahres waren Ines und Max schonmal in Neuseeland unterwegs – hier ist ihr Bericht.
Neuseeland. Die Aufregung ist groß, die Erwartungen aber auch. Vor zwei Jahren war dieser Trip unser absolutes Saisonhighlight und wir danken dem Enduro-Schicksal, dass der Auftakt der Enduro World Series im Rahmen des Crankworx Festivals in Rotorua stattfindet und wir wieder nach Neuseeland reisen können.
Nach schlappen 33 Reisestunden stehen wir also putzmunter am Gepäckschalter in Christchurch, mittig der Südinsel Neuseelands, und stellen fest, dass Teile von uns lieber in Australien bleiben wollten. Sowohl Max’ Bikebox als auch Ines’ Tasche sind verschollen und wie sich herausstellen wird, bleibt das auch noch eine Weile so. Naja. Wir sind ja immerhin da. Schwuppdiwupp den Winter verlassen, um die neue Saison Down Under einzuläuten. Nach unserem eisig kalten Januar zuhause treiben uns die 27 Grad in Christchurch gleich Schweißperlen auf die Stirn. Bis zum ersten Renneinsatz ist zum Glück noch Zeit. Wir werden uns schon noch akklimatisieren.
Die unglaubliche Gastfreundschaft der Kiwis überrascht uns doch immer wieder. Unsere ersten Tage in Christchurch verbringen wir in Laurence’ Haus, einem Bikekollegen unseres Freundes Jamie Nicoll, der zwar derzeit mit seiner Familie selbst im Urlaub ist, uns aber wie selbstverständlich seinen Türcode und somit sein komplettes Reich zur Verfügung stellt. Wild. Auch das Problemchen der fehlenden Radutensilien löst sich nach wenigen Stunden in Luft auf. Daryl, der Besitzer von Cactus Outdoor, leiht uns kurzerhand sämtliches Equipment. Danke!
Da der neu eröffnete Bikepark in Christchurch derzeit wegen Waldbrand geschlossen ist, zieht es uns für unsere erste Biketour raus auf die Bank Peninsula. Eine wunderschöne Halbinsel südlich von Christchurch. Ein erster Flat White auf dem Markt in Lyttelton vertreibt den Jet Lag und das Trail-Vergnügen kann beginnen.
Bald zieht es uns gen Norden. Wir wollen so viel Zeit wie möglich im Raum Nelson verbringen. Die Locals behaupten, es ist DAS Trailparadies Neuseelands und Jamie hat uns eingeladen, dort in seinem mobilen Haus unterzukommen und gemeinsam Land und Leute zu erkunden. Er “wohnt” auf dem Grundstück von dem wohl bikeverrücktesten Pärchen der Insel: Anja und Tristan. Eine witzige Hippie-Gemeinschaft da draußen, die uns am ersten Abend inmitten ihrer Avocado- und Grapefruit-Bäume bei Pizza und Gesang willkommen heißt.
Die Trails in Nelson in drei Worten: steil, steiler, am steilsten. Der Ort und das ganze Netzwerk hier sind der Wahnsinn. Trails wie 629, Piking Ridge oder 5th Dimension sind der absolute Hammer. Wurzelig, steil, technisch und ein geniales Training.
Beim „Krankin’ Kids“ helfen wir als Guides aus und erleben hautnah, wo die kommende Weltelite heranwächst. 150 Kids rocken hier jede Woche auf ihren Hometrails und es gibt fast jedes Wochenende ein locales Super-D Rennen. Quasi ein Enduro-Rennen mit nur einer Stage. Wir nehmen spontan Teil und Ines gewinnt eine Flasche Milch vom Bauer nebenan. Local und organic, so sind die Neuseeländer.
Die Möglichkeiten hier sind unendlich. Wir machen Tagestrips in die Marlborough Sounds, zum Kaiteriteri Bikepark am Abel Tasman Nationalpark und das absolute Highlight: wir dürfen einen Tag im Waiora Gorge Bikepark shuttlen. Dieser private Bikepark wurde von einem Multimillionär in Auftrag gegeben, der an den entlegensten Orten der Welt, wie auch zum Beispiel in Patagonien, Jamaika oder Mexiko, eigene Bikeparks für sich bauen lässt. Der absolute Wahnsinn. Nun hat er “Die Gorge” dem MTB Club Nelson zur Nutzung überlassen, warum auch immer, und man darf das Paradies betreten. Ein riesiges, vielfältiges, technisches Geflecht aus Strecken, das man ganz für sich alleine hat. Der absolute Traum.

So langsam trifft die Enduro-Elite im Raum Nelson ein. Bei einem BBQ bei Anka und Sven Martin trifft man sich nach den Wintermonaten wieder und findet Zeit zum Quatschen. Nach 1,5 Wochen in Nelson ist es dann soweit: Bikes werden geputzt, der Bus getankt und wir brechen auf Richtung Blenheim. Hier startet am Freitag am Whites Bay Strand das NZ Enduro. Eines der spektakulärsten und abenteuerlichsten Enduro-Mehrtagesrennen überhaupt.
Zum Riders Briefing strahlt die Sonne. Es gibt Flat Whites, Kuchen und eine so ausgelassene Stimmung, dass man fast vergisst, dass gleich das erste Rennen der Saison ansteht. Die beiden Stages am Freitag “Double Eagle” und “Whites Bay Loop” sind optimal zum Einfahren. Zwar bereits echt schnell und technisch, aber noch nicht ganz so verrückt wie der berüchtigte „Nydia Track“, der uns am zweiten Tag erwartet.
Leider hat der Wetterbericht doch manchmal recht und es folgen die vorhergesagten Niederschläge. Es regnet die ganze Nacht UND den gesamten Samstag. Ein solches Schlamm-Spektakel haben wir selten erlebt. Die Regenjacken sind durchgeweicht. Die Goggles kaum noch zu gebrauchen und die Strecken, die schon im Trockenen kaum fahrbar sind, haben sich in eine herrliche Rutschpartie verwandelt. Wer kann, bleibt auf dem Rad. Der ein oder andere ist aber mit schieben schneller und vor allem sicherer unterwegs.
Leider bleiben die Regenfälle bestehen und aus Sicherheitsgründen muss der dritte Renntag ausfallen. Wirklich schade. Nicht nur, da der “Wakamarina” Trail tatsächlich einer der besten der Welt ist. Auch der geplante Helikopter-Flug zum Startpunkt fällt somit leider aus.
Mit Bier und Café wird Sonntag vormittag dann bereits die Siegerehrung gefeiert. Ines gewinnt nach 2 verrückten Tagen mit gerade mal 1,5 Sekunden Vorsprung. Egal wie das Rennen läuft, es lohnt sich eben doch immer bis zum Schluss zu kämpfen. Max reiht sich auf Rang 14 direkt hinter Brook McDonald ein und ist sehr zufrieden mit seinem ersten Rennen auf großen Rädern.

Die Endurocrew zieht weiter. Während Max mit dem Santa Cruz Team und Jamies genialem Bus auf Road Trip Richtung Rotorua geht, bleibt Ines ein paar Tage zum Biken und Filmen mit den Canyon Jungs bei ihrem Teamkollegen Justin Leov.













