
Five Ten Freerider High und Adidas Terrex Trailcross Protect im Test: Bikeschuhe mit hohem Schaft machen in mehrerer Hinsicht Sinn. Die hohen Innenseiten schützen Knöchel und Fuß besser, außerdem wird das Sprunggelenk stabilisiert. Nicht zuletzt kann nicht allzu schnell Pfützenwasser von oben eindringen. Wir haben zwei aktuelle, überknöchelhohe Schuhe im Vergleichstest gegeneinander antreten lassen.
Kurz & knapp
Der Adidas Terrex Trail Cross Protect zielt auf mehr als nur eine Zielgruppe ab: Der Schuh soll ein guter Allrounder sein und sich neben dem Fahrradfahren auch zum Wandern eignen – vor allem im Bikebergsteigerbereich. Aber auch für alle, die mehr Schutz für den Knöchel suchen, soll er ideal sein.
Auch der Five Ten Freerider High möchte vor allem mit seinen Allround-Eigenschaften punkten. Der Schuh ist vom BMX-Bereich inspiriert und soll sowohl auf dem als auch abseits des Pedals Grip bieten. Five Ten siedelt den Schuh in seiner Produktpalette im AllMountain-Bereich an, schreibt dem Schuh aber durchaus Downhill- und Dirt-Qualitäten zu.
Adidas Terrex Trail Cross Protect
- Atmungsaktives Obermaterial
- Verschweißte Nähte für lange Haltbarkeit
- Pro Moderator Innensohle für ideale Kraftübertragung
- d30 Knöchelschutz
- Klettverschluss-Lasche am Knöchel
- Stealth Sohle
- Verkaufsstart: Januar 2017
- Gewicht (nachgewogen): 900 g/Paar bei Grüße 42,5
Preis: 140 € (UVP) | Bikemarkt: Adidas Terrex Trail Cross Protect kaufen
Five Ten Freerider High
- Wildleder / Mesh Gewebe Obermaterial
- Einteilig geformte “Cup”-Innensohle für mehr Schutz
- Extra Material auf Knöchelhöhe
- Schnürung bis über den Knöchel
- Stealth S1 Sohle
- Gewicht (nachgewogen): 969 g/Paar bei Größe 42
Preis: 119,90 € (UVP) | Bikemarkt: Five Ten Freerider High kaufen
In der Hand
Adidas Terrex Trailcross Protect
Die Verarbeitung des Adidas Terrex Trail Cross Protect ist sehr gut. Die Einzelteile des Schuhs sind verklebt oder verschweißt, hier finden sich nur wenige Nähte. Nirgends stehen Ecken über, genau so soll das bei einem 140 € teuren Schuh sein. Die Materialien des Schuhs lassen ihn sehr wertig und sportlich wirken, der Schuh sieht mehr wie ein Hightech-Laufschuh als ein klassischer Bikeschuh aus.

Schlüpft man in den Adidas, schnürt ihn und schließt die Lasche, gibt es ein erstes Aha-Erlebnis: Die Sohle fühlt sich direkt sehr steif an, der Schuh selbst sitzt gut. Schließt man die Lasche stramm, fühlt man sich mit dem Schuh gegen jegliche Form des Umknickens gewappnet, ohne dass diese drückt. Im Schuh drückt ansonten auch nichts, der Vorderfußbereich ist allerdings an den Seiten eher schmal – am besten anprobieren.

Five Ten Freerider High
Auch der Five Ten Freerider High ist gut verarbeitet. Durch die anderen Materialien wirkt der Freerider gleich ganz anders: Weniger hightech, dafür auch alles passgenau und mit geraden Nähten. Der Five Ten kommt eher locker daher und macht so rein optisch auch im Alltag eine gute Figur.
Um den Five Ten Freerider High anzuziehen, muss man erst die Schnürsenkel an den oberen zwei Ösen etwas lockern, dann kann man ohne Probleme hineinschlüpfen. Der Schuh fühlt sich als Komplettpaket weicher an. Schnürt man den Schuh etwas fester, stabilisiert er das Sprunggelenk sehr gut und umschließt den Fuß angenehm ohne zu drücken. Im Vorderfuß-Bereich bietet der Freerider etwas mehr Platz.
Auf dem Trail
Nachdem die Schuhe in der Hand für gut befunden wurden, haben wir beiden mit diversen Pedalen im Praxiseinsatz ausprobiert. Für den Flatpedalfahrer ist in erster Linie der Grip eines Schuhs wichtig. Der Halt am Pedal hängt natürlich auch stark von eben diesem ab, deshalb wurden die Schuhe jeweils mit einem sehr griffigen und einem weniger griffigen Pedal ausgeführt.
Der Terrex bietet guten Grip auf beiden Pedalen. In ruppigen Passagen, oder beim Nach-vorne-ziehen beim Treten, verliert man dann aber doch mal den Kontakt zum Pedal: Die Pins der Pedale dringen nicht so stark in die Sohle ein wie in der klassischen Five Ten-Sohle; man steht eher auf dem Pedal, als darin verankert zu sein. Aufgrund dieser Eigenschaft lässt sich der Schuh am Pedal aber leicht in eine andere Stellung bringen, ohne dass man ihn vom Pedal heben muss.
Der Grip des Freerider High ist um ein gutes Stück höher, die Pins bohren sich weiter in die etwas weichere Sohle. Mit griffigen Pedalen kommt hier fast Klickpedalfeeling auf. Wo man mit dem Trail Cross die Fersen nach unten klappt, um mehr Grip zu generieren, kann man mit dem Freerider noch unbeeindruckt reinhämmern. Überraschend leicht gestaltet sich trotzdem das Ändern der Fußstellung: Mit leichtem Anheben, jedoch ohne den Fuß komplett vom Pedal heben zu müssen, lässt sich die Position anpassen.
Die Sohlensteifigkeit der Schuhe fällt sehr unterschiedlich aus. Während der Adidas mit einer steifen Sohle vor allem auf Touren und beim Pedalieren zu überzeugen weiß, punktet der weichere Freerider mit viel Gefühl am Pedal. Der Freerider ist auf langen Touren klar im Nachteil, viel Energie wird aufgrund der weichen Sohle verschenkt. Mit der steifen Sohle des Adidas kommt mehr Kraft am Pedal an, die Fahrt wird effizienter. Präziseren Input aufs Pedal konnten wir jedoch mit dem Five Ten erzielen.



Gegen Wettereinflüsse ist der Adidas Terrex bestens gewappnet. Das Obermaterial des Schuhs lässt Wind und Wasser abperlen, der Schuh hält dicht. Wenn man eine Pfütze mitnimmt und große Wassermengen von oben auf den Schuh treffen, wird’s natürlich trotzdem irgendwann nass.
Der Freerider kann hier nicht so lange mithalten. Das Obermaterial kann Wettereinflüsse für einen gewissen Zeitraum abhalten, sobald der Schuh aber zuviel Wasser abbekommt, saugt sich das Material voll und im Schuh wird es ungemütlich nass. Gegen Wind schützt das Material aber souverän, solange kein Wasser eindringt, ist der Schuh angenehm warm. Das liegt auch an der Belüftung: Diese ist beim Freerider quasi nicht gegeben, im Sommer schwitzt man im Schuh. Der Adidas schneidet hier etwas besser ab – als luftig könnte man ihn zwar nicht bezeichnen, schwitzende Füße treten allerdings nicht so schnell auf.

Nach einer Sprunggelenksverletzung im Oktober letzten Jahres war ich vor allem auf die Schutzwirkung der beiden Schuhe gespannt. Auch hier unterscheiden sich die Schuhe sehr stark: Der Terrex punktet vor allem durch seine Schutzpolsterung auf den Seiten und auch die steife Sohle trägt zur Sicherheit des Schuhs bei. Bei Steinschlägen auf den Schuh ist der Knöchel gut abgepolstert und trägt keine Schäden davon. Auch in Richtung Rahmen hilft die Polsterung bei ungewollter Kollision mit dem Rahmen oder der Kurbel. Wenn man den Fuß frontal gegen ein Hindernis setzt, hilft sie Sohle. Diese fängt einen Großteil der Energie ab und verhindert das Schlimmste.
Die Beweglichkeit des Sprunggelenks ist jedoch nicht so stark gedämpft wie am Freerider. Die Schnürung des Trail Cross reicht genau so weit wie die eines normalen Schuhs und die elastische Lasche mit Klettverschluss kann hier nicht die erhoffte Stützung des Gelenks hervorbringen. Der Fuß knickt leicher nach hinten um.
Der Freerider schafft dies besser. Die Schnürung lässt hier mehr Freiheiten: wer sein Gelenk stützen will, kann den Schuh enger binden – oder eben lockerer, wenn es etwas flexibler sein soll. Bei Sprüngen ins Flat oder ruppigen Strecken verhindert der Schuh ein schmerzhaftes Umknicken des Fußes nach hinten. Wie auch der Adidas kann die Polsterung des Five Ten vor Schlägen von Steinen oder Rahmenteilen schützen. Die weichere Sohle des Five Ten bietet allerdings nicht so viel Unterstützung wie die Sohle des Adidas und ist damit bei frontalen Schlägen auf den Fuß im Nachteil.
Haltbarkeit
Im Testzeitraum zeigten die Adidas keine Schwächen, was die Haltbarkeit anging. An einem der beiden Five Ten Schuhe konnte ein Pedalpin ein kleines Loch in die Seite bohren. Die Schnürsenkel der Freerider Modelle zeigten sich auch nicht als besonders robust.
Fazit: Five Ten Freerider vs. Adidas Terrex Trailcross Protect
Die beiden Schuhe haben unterschiedliche Zielgruppen: Der Adidas Terrex Trail Cross Protect ist eher für den sportlicheren Fahrer gedacht, der Wert auf Effizienz legt. Er hat sich auf längeren Touren bewährt und ist auch im Aufstieg angenehm. Der Five Ten Freerider spricht mit dem besseren Gefühl und dem höheren Grip eher den abfahrtsorientierten Fahrer an. Beide Schuhe können in ihrem jeweiligen Spezialgebiet ihre Stärken ausspielen. Auch die Unterstützung für den Knöchel fällt unterschiedlich aus: Der Five Ten lässt sich bis oben sehr stramm schnüren und unterstützt so das Sprunggelenk besser, der Adidas schützt vor allem vor Schlägen von den Seiten oder von vorne.
Stärken
Adidas Terrex Trail Cross Protect
- Gute Kraftübertragung
- Wasserabweisend
Five Ten Freerider High
- Grip
- gutes Gefühl am Pedal
- Sprunggelenksstabilisation
Schwächen
Adidas Terrex Trail Cross Protect
- Grip könnte höher sein
- weniger Support für den Knöchel
Five Ten Freerider High
- Nicht wasserabweisend
- Kraftübertragung und Schutz vor Schlägen
Hier haben wir die Schuhe getestet
- Hometrails an der Albkante: schnell, teilweise steil. Steinig
- Schladming, Semmering: Von ruppigen Downhill Strecken bis zu Brechsand Pisten
- Single Trek Pod Smrkem: schnell, Brechsand, permanente und harte Gegenanstiege
- Testername: Christoph Spath
- Körpergröße: 1,90 cm
- Gewicht: 68 kg
- Gewicht (mit Riding-Gear): 73 kg
- Schrittlänge: 94 cm cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Beschreibe deinen Fahrstil kurz und knackig: schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Was fährst du hauptsächlich: Von Dirtjump, über Trail & Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Besondere Vorlieben bzgl. Fahrwerk: Viel Lowspeed Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als Heck, hinten gerne progressiv
- Besondere Vorlieben bzgl. Rahmen: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach
Weitere Informationen
Website: www.adidas.de und www.fiveten.com
Text & Redaktion: Christoph Spath | MTB-News.de 2016
Bilder: Jens Staudt, Johannes Herden, Frank Marbet