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Meinung: 08/15-Epic-Scheiße oder quo vadis, Mountainbike-Video?

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“Habt mal Ideen!” “Scheißfilm, der erste Teil war viel besser!” “Ist sein Geld nicht wert!” “”Was soll so ein Blödsinn?” “Die machen den Wald kaputt mit ihrer Drifterei!” “Denkt überhaupt jemand an die Kinder, wegen der Vorbildfunktion?” Mountainbike-Filme werden fast immer kritisiert. Und immer häufiger sehe ich nur den Berg hochschiebende Menschen, epische Landschaften und in Zeitlupe spritzende Alpinkiesel, gepaart mit epischen Off-Stimmen. Das war mit Bender noch anders. Besser. Oder doch schlechter? Was ist eigentlich ein gutes Video? Quo Vadis, Mountainbike-Clip?

Willkommen in unser neuen, ab nun regelmäßig erscheinenden Rubrik “Meinung“.

Neue Kameras, Techniken, Drohnen und Bearbeitungsprogramme bieten mittlerweile fast unbegrenzte Möglichkeiten, um auch als Amateur theoretisch richtig gute Filme zusammenzubauen. Meistens wird aber nix draus, denn der springende Punkt, der rote Faden, die zündende Idee für den Clip fehlt – und dann wird’s doch nur der beste Mix der 80er, 90er und dem Hometrail von heute. So unvollständig wie konzeptlos möchten wir euch mal einen groben Überblick über die riesige Mountainbike-Videolandschaft geben. Was war? Was ist? Was kommt? sind nur drei von vielen Fragen, die wir versuchen zu beantworten. Und ein paar gute Clips gibt’s on top.

Das Bild blendet ein. Ein dichter Wald, die Drohne filmt bedeutungsschwanger gen Himmelszelt. Da ist er, der Off-Ton. Der Fahrer redet ruhig und bedacht darüber, wie viel ihm Mountainbiken gibt und dass er sich kein Leben ohne Biken vorstellen könnte. Untermalt wird die ernsthafte Ansprache von einem noch ernsthafteren Fahrer, der nun, die Goggle lässig am Lenker baumelnd, sehr ernst sein Bike durch den lichtdurchfluteten Wald hochschiebt, denn Bergauffahren in Abfahrtsvideos ist nur etwas für Chris Akrigg und Danny MacAskill und die haben nichtmal eine Goggle zum An-den-Lenker-Hängen.

Cut. Der Biker steht oben, mittlerweile hat ihn die Drohne erreicht und schwebt in heiliger Langsamkeit zum Biker. Cut. Die Goggle wird, obgleich schon in Zeitlupe gefilmt, nun in Superzeitlupe aufgesetzt. Große Musik schwillt an, jetzt gilt es. Drohne auf Position! Film ab! ZEITLUPE AN!

Die ersten Steine spritzen. Ein Drift wird eingeleitet. Cut. Die bedeutungsschwangere Drohne mäandert in nebligen Höhen, filmt den Abfahrer in der Totalen und der sehr, sehr ernst sprechende Mountainbiker spricht erneut darüber, was ihm Mountainbiken bedeutet. Story Ende.

Bender

Mountainbike-Filme hatten es noch nie leicht. Als mit New World Disorder 1 ein brachialer, nie gesehener Kracher auf VHS die Bikewelt eroberte, wurde im Kollektiv kollossal ausgerastet. Robbie Bourdon, John Cowan und Joe Schwartz schockten mit zu damaliger Zeit unglaublichen Manövern, der damalige Kona-Fahrer Bobby Root fuhr wie ein Irrer auf dem Hinterrad und dann war da noch… Bender.

Bender war alles und nichts. Geliebt und gehasst, Held und Verrückter. Der Jaw-Drop war lange Zeit das Krasseste, was je gefilmt wurde, und ist es angesichts der Kombination aus Fallhöhe, Einschlagwinkel und nur vorsintflutlich funktionierender Zugstufe vielleicht immer noch. New World Disorder setzte Maßstäbe.

HEY, KRANKED WAR VORHER DA! werden einige entrüstet entgegnen, und die haben natürlich recht. Ich kenne aus meiner Jugend noch beide Lager, die die jeweils andere Filmserie nicht ganz so sehr mochten. Und tatsächlich standen Wade Simmons, Richie Schley, Brian Lopes und Co gefühlt etwas in Konkurrenz mit dem NWD-Lager.

Aber auch Kranked hatte viele spektakuläre Momente und während im Filmen der Ego-Perspektive noch mit kiloschweren Kameras mit Gegengewicht am Helm herumexperimentiert wurde und vieles technisch im Vergleich zu heute in den Kinderschuhen steckte, so stand das Ausreizen der fahrerischen Möglichkeiten noch stärker im Vordergrund als heute. Ähnlich übrigens in Deutschland – ein Klassiker aus München:

BkM Trailporn II – 2003 von BKM-SEMehr Mountainbike-Videos

Seasons

Die New World Disorder- und Kranked-Zeit ist heute vorbei. Praktisch zeitgleich endeten 2009 beide Filmreihen, nachdem es schon mit den letzten Teilen immer schwieriger wurde, den Rock’n’Roll-Actionfilm-Typus am Leben zu erhalten, die Zeit der krassen Freerider pausierte. Auch die Rampage fand nur noch sporadisch statt, zwischen 2004 und 2008 stand gar eine Pause von satten 4 Jahren. Die großen Highlight-Filme wurden mehr und mehr von Firmen wie Anthill Films übernommen, die mit “The Collective” (auch der damalige Firmenname) 2004, den später folgenden Knallern ROAM und Seasons eher die Epic-Schiene übernahmen und den Fokus von Hardcore-Dropper-Action auf epische Staubspuren, mehr Story und nicht ganz so kranke Sachen schwenkten. Anders, aber nicht minder geil. Die Diskussionen, ob nun Roam besser sei als Seasons oder ob nun nicht doch alle eigentlich total doof seien und dieser Epic-Fokus den Untergang des Abendlandes bedeuten würde, änderten sich im Vergleich zu den NWD-Zeiten kein bisschen. Meine persönliche Meinung: Seasons ist einer der besten MTB-Filme aller Zeiten. Wenn nicht sogar der Beste.

Danny

Dann kam Danny MacAskill, der 2009 zuerst zehnmal von einem Geländer fiel, dann einfach drüberfuhr und mit dem gleichen Trialbike auf einmal mit Tailwhips und 360 Drops Glasgows Passanten sprachlos zurückließ. Und auch hierzulande wusste man nicht, was da auf einmal abging. Ist das jetzt ein BMXer oder ein Trialer? Was zum Teufel droppt der den da auf die Wiese? Ein Backflip an einem Baum, ja spinnt denn der Typ? Und auf einmal ging alles ganz schnell mit Danny: Red Bull-Helm, Filme und tausende Selfies auf jeder Veranstaltung.

Geschossen wurden die Selfies nun auch immer vermehrter mit Actionkameras. Diese fluteten mit einem Mal den Markt, überall schossen die Onboard-Videos wie Pilze aus dem Boden. Viele gute, aber leider extrem viele schlechte Clips waren die Folge dieses Hypes, bei dem nicht nur ein paar filmende Biker feststellen mussten, dass eine GoPro auf der Brust noch lange keinen Danny Hart macht… aber manchmal trotzdem pures Entertainment sein kann:

wirwerdenimmerbesser von RischarMehr Mountainbike-Videos

Epicness?

Und dass nun mehr und mehr Filmer auf einmal ihre Zeitlupen-Funktionen und Twixtor-Erweiterungen entdeckten, machte das Mountainbike-Film-Genre nur kurzzeitig interessanter – denn der Großteil von Fahrer- und Firmenclips aus der MTB-Industrie bestand auf einmal aus Off-Stimmen der Fahrer, Zeitlupen-Overkill und Abfilmen des Trails, in den Alpen wie in den Rocky Mountains. Jasper Jauch bezeichnete dies einmal treffend als “08/15-Epic-Scheiße” und sprach damit vielen Mountainbike-Filmliebhabern aus dem Herzen.

Aber auch hier gibt es natürlich nicht nur schwarze Schafe – im Gegenteil: Es gibt unglaublich gute Filme, die mit Drohnen, Off-Tönen und toller Landschaft extrem begeistern können. Ein Beispiel:

Raw

Und für den quantitativen Rest gibt es zudem Lichtblicke in der gähnenden 08/15-Epic-Videohölle: Raw-Videos von den World Cups, die Reduktion von epischer Musik und die Konzentration auf das Wesentliche – den Sound des Bikes – kommen immer stärker zum Vorschein. Sogar Red Bull ist mit den Raw 100-Videos auf den Zug aufgesprungen und hat mit einigen Clips direkt diverse Volltreffer gelandet. Ein RAW-Beispiel aus dem World Cup von unserem Filmer Moritz Zimmermann:

vMAX: Downhill-Weltcup Andorra 2016 – Tag 1 von MoritzMehr Mountainbike-Videos

Ist der jetzt komplett gegen Epic-Filme? Was soll der Artikel?

Natürlich will ich nicht nur Raw. Es gibt nicht nur schlechte Epic- oder Actioncam-Filme. Genauso, wie nicht jeder Raw-Clip gut ist – und natürlich ist alles Genannte nur ein winziger Teil dieses riesigen Video-Universums, den unser Sport mittlerweile zu bieten hat.

Worum geht es denn in einem Bikevideo denn im Grunde? Wenn ich einen kleinsten gemeinsamen Nenner finden müsste, wäre es der, dass der Film Lust auf Biken machen muss. Ein absoluter Garant ist, wenn’s nicht gerade ein Raw-Video ist, die Musik. Auch eine gute Story oder eine zündende Idee kann einen Film unglaublich gut machen, wenn er qualitativ auch ein wenig hinterher hängt. Dass ordentlich Kohle und eine riesige Kamera nicht gleich einen guten Film bedeuten müssen, wurde in der Vergangenheit leider oft genug bewiesen. Bringen wir noch ein paar Beispiele – wie vielfältig gut dieses Video-Universum ist, möchten wir euch mit folgenden Clips demonstrieren.

Was wir gut finden – ein kurzer Überblick

Highclass-Filme – mit Story!

Haute Route – Das Leben ist ein Pass von teeceeMehr Mountainbike-Videos

The Syncronicles, ein Vanlife Film von infinitetrails.deMehr Mountainbike-Videos

Gut gemachter Blödsinn!

Frische Ideen!

HSBBS II – Highspeed Bike Bergsteigen II von Markus_ToMehr Mountainbike-Videos

Kein Bike – muss aber trotzdem rein:

POV Raw!

Reine Actioncam-Abfahrten – mit einem bekloppt schnellen Fahrer!

RAW Lac Blanc La Nuts von HatakataMehr Mountainbike-Videos

Ausnahme-Fahrer mit irren Ideen!

100 Sekunden reichen!

Wie geht’s denn nun weiter?

Viele Beispiele aus einem Sammelsurium irre guter Videos haben wir euch in diesem Artikel gezeigt – und meine persönliche Meinung, worauf es in einem Bikefilm ankommt. Jetzt frage ich dich: Was macht denn nun für dich einen richtig guten Bike-Clip aus?


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